Hattingen. . Hattingen gehört zu den zehn NRW-Städten mit den meisten Schächten. Um Tagesbrüchen vorzubeugen, arbeitet die Bezirksregierung mit alten Karten.

Die Wiege des Bergbaus – sie macht Probleme. Denn Hattingen ist durch­löchert wie kaum eine andere Stadt. 1095 „verlassene Tagesöffnungen“ sind bekannt: 918 Schächte und 177 Stollen. Dies gab die Landesregierung vor einem Jahr bekannt.

Am Rande der Zeche Neuglück  in Niederwenigern: Auf dieser arbeiteten um 1960 Rüdiger Koglins Onkel Kurt (li.) und sein Vater Helmut (re.). Am 31. März erfolgte die endgültige Stilllegung der Zeche.
Am Rande der Zeche Neuglück in Niederwenigern: Auf dieser arbeiteten um 1960 Rüdiger Koglins Onkel Kurt (li.) und sein Vater Helmut (re.). Am 31. März erfolgte die endgültige Stilllegung der Zeche. © Koglin

„Dass gerade Hattingen und auch Sprockhövel ganz vorne mit dabei sind, ist klar. Denn von dort breitete sich der Bergbau Richtung Norden aus“, sagt der Leitende Bergvermessungsdirektor Andreas Welz von der Bezirksregierung Arnsberg. Sowohl auf Schächte, die senkrecht oder schräg in die Erde gehen, als auch auf Stollen, die fast waagerecht verlaufen, hat die Behörde ein Auge. Denn bei ihr liegt das Risikomanagement, eine Aufgabe, die noch Generationen beschäftigen wird.

Informationsgrundlage zur Gefahrenabwehr

Im Jahr 1865 wurde das Preußische Berggesetz erlassen mit der Vorschrift, dass jeder Bergwerksunternehmer eine zweifache Ausfertigung der Grubenbilder anlegen muss: Eine für den Betrieb und eine zweite für die Behörde. Das sei ein Glück, denn das sei die Informationsgrundlage zur Gefahrenabwehr schlechthin für den Bergbau, der seit dieser Zeit dokumentiert worden ist. Gerade Hattingen hatte so viele Schächte, dass die Stadt zu den obersten zehn Städten in Nordrhein-Westfalen gehörte, weil die Kohle so nah an der Oberfläche lag. Ein waches Auge hat die Bergbaubehörde in Arnsberg daher auch auf die vielen Schächte in dieser Stadt. Immer wieder werden Gebiete eingegrenzt, in denen Sicherungsmaßnahmen stattfinden.

Denn häufig entstehen Hohlräume im Bereich von Schächten oder nahe der Tagesoberfläche gelegener Strecken und Abbauhohlräume, weil diese in früheren Zeiten nicht mit „lagestabilem“ Material verfüllt worden sind. „Diese Hohlräume wandern hoch und es entstehen Tagesbrüche“, so Welz. Um dies zu vermeiden, muss häufiger geprüft werden, ob Abbauhohlräume vorhanden sind, die durch die Gewinnung der Kohle entstanden sind und nun Auswirkungen haben können. Diese erstrecken sich von den Lagerstätten, die Steinkohleflöze erschließen. Grundrisse und die vertikalen Schnitte, über die die Behörde verfügt, helfen bei der Gefährdungsabschätzung.