Hattingen. Der Hattinger Orhan Terzi alias DJ Quicksilver ist 1997 und 1998 der meistgebuchte DJ der Welt. Seine zweite Leidenschaft gehört dem Fußball.

Freitag: Rave in Rio – Zaubern am Zuckerhut; Samstag: Party in Prag – Auflegen für Abertausende, Sonntag: Herzensangelegenheit Hedefspor, Bällefangen in Bredenscheid oder Blankenstein, wo auch immer. Dies ist ein typisches Wochenende von Orhan Terzi, so etwa Mitte, Ende der 1990er-Jahre. Der Hattinger ist damals der meist gebuchte DJ der Welt, wird für seine Chart-Erfolge mit Goldenen Schallplatten und Musikpreisen überhäuft. Seine erfolgreichste Single „Bellissima“ verkauft sich alleine in Großbritannien mehr als 500.000 Mal.

Bingo Bongo.

Bitte was?

Bingo Bongo!

Also gut, zur Aufklärung: Mit der Single „Bingo Bongo“ schafft Orhan Terzi 1995 seinen Durchbruch. Gemeinsam mit Produzent Tommaso De Donatis entwickelt er in seinem Platten­laden „White Label Records“ in Bochum einen Elektro- Sound, der die Massen begeistert. Der Beat passt in die Zeit; dank Marusha und Westbam, durch Mayday und Loveparade gehen ­Dancehall und Techno durch die Decke. ­„,Bingo Bongo’ haben wir in einer halben Stunde zusammengeschraubt und uns dabei kaputt gelacht. Und dann ging es auf Platz 36 in die Charts, ein Riesen-Erfolg für eine Dance-Single. Danach habe ich für ,Insomnia’ von Faithless einen Remix gemacht, da haben alle gemerkt, dass Quicksilver keine Eintagsfliege ist.“

Ein Hattinger als Weltstar

Orhan Terzi im musikalischen Jetset, ein Hattinger als Weltstar, in seiner Heimat bekommt das aber kaum einer mit. Wenn er für seinen Verein Hedefspor auf dem Fußballfeld steht, ist das alles kein Thema. Hier will er mit seinen Kumpels der Beste der Stadt sein – in den Kreis­ligen B und C, in denen er kickt, besteht die Gruppe ausschließlich aus lokalen Konkurrenten.

Als Knirps hat er beim TuS Hattingen angefangen. „Später war ich in Welper, eine rein türkische Mannschaft, aus der später Anadolu hervorgegangen ist.“ Er spielte in der Stadtauswahl gegen den damaligen Bundesligisten Wattenscheid 09 (“Von Hannes Bongartz gab es ein Extra-Lob“), wurde mit dem VfL Winz-Baak Hallen-Stadtmeister.

Seitenwechsel: Für 550 Auftritte reist DJ Quicksilver in den Jahren 1997 und 1998 rund um die Welt – so viel wie kein anderer Kollege. Das Größte? „Ein Wahnsinn war es, vor 60.000 Menschen im Olympiastadion in Moskau aufzulegen. Oder gleich dreimal bei ,Top Of The Pops’ der BBC dabei zu sein.“

Hier ein Energy-Drink, da ein Mitternachts-Dinner – gesund ist das nicht, schnell wiegt er 130 Kilo. Und weil er durch die vielen Flüge immer seltener Fußball spielt, fehlt der Ausgleich zum stressigen Job. Doch zum Glück findet er rechtzeitig den richtigen Dreh, speckt wieder 40 Kilo ab, im Fitnessstudio und eben auf dem Fußballplatz.

Hedef liegt ihm am Herzen, hier ist er zu Hause. Vorsitzender, Trainer, immer mal wieder ein Einsatz als (Ersatz-)Torwart – auch im Alter von 54 Jahren ist Orhan Terzi noch immer mittendrin statt nur dabei. Auch als das Kunstrasen-Projekt im Rauendahl gestartet wird, packt er selbstverständlich mit an.

Und auch Musik macht er noch. Aber nicht mehr im großen Stil. „Das hört sich vielleicht blöd an, aber wenn du fünfmal in Rio gewesen bist, musst du da nicht noch ein sechstes Mal hin. Die Gage ist sowieso gleich hoch. Also fliege ich kürzere Strecken, damit ich schneller zurück bei meiner Familie bin.“