Hattingen. Die Nachtschnittchen im Advent boten ein breites Spektrum an bester Comedy. Von Schwiegermutterwitzen bis zum Beatboxer als Orchester.
Helmut Sanftenschneider, der am Montagabend als Moderator wie gewohnt intelligent-spaßig durch die Nachtschnittchen im Advent führte, war auch als Comedian wieder nicht zu toppen. Auf den Nachtschnittchen ist er der Kaviar.
Wieder einmal hieß es in der Henrichshütte: ausverkauft. Die Bandbreite der Comedians war mit Jacqueline Feldmann, Klavierkabarettist Daniel Helfrich, mit Marcel Kösling und dem genialen Beatboxer Kevin O’Neal breit gefächert. Das machte den Charme der Sparkassen-Veranstaltung aus.
Von Witzen über Schwiegermütter bis zu Zauberei, Parodien über Helene Fischer bis zum anstrengenden Leben als Finanzbeamtin hatten die Zuschauer viel zu lachen. Jacqueline Feldmann, 24 Jahre jung, hat tatsächlich „was Vernünftiges“ gelernt. Nach dem Schulabschluss („Man glaubt nicht, dass Menschen mit so einem Vornamen einen Abschluss haben“) ging sie zum Finanzamt, war mit 21 Beamtin.
Mit Nase, Mund und Kehle
„Trotzdem hab’ ich da aufgehört. Obwohl ich mein ganzes Leben nicht mehr hätte arbeiten müssen“, bediente sie das Klischee des untätigen Beamten, das bei den Zuhörern immer zieht. Auf die Frage ins Publikum, wer denn Beamter sei, ging kaum ein Finger hoch.
Sie traf bei der Schilderung des Arbeitsalltags der Finanzbeamten den Nerv und vor allem die Erfahrung der Zuschauer. „Eine der ersten Regeln lautet: Geh’ nie ans Telefon. Dann geht irgendwann automatisch die Sprachbox an, die dem Steuerpflichtigen verrät, dass er außerhalb der Bürozeiten anruft. Bitte versuchen Sie es morgen wieder.“ Dieses Elend kam den Zuhörern offenbar sehr bekannt vor.
Zauberkünstler Marcel Kösling, der aus Hamburg angereist war, überließ es dem Publikum zu bestimmen, welche Tricks er vorführen soll. Die Bandbreite reichte von schwebenden Menschen über Kartentricks bis zum Zersägen von Jungfrauen. „Das hätte ich ja gerne vorgeführt, aber leider habe ich in Hattingen keine... Säge finden können“, erklärte er. Also zeigte er Kunststücke mit einem Seil. „So ein handelsübliches Seil haben Sie ja alle im Schlafzimmer“ – das Publikum lachte los - dann führte er unglaubliche Tricks durch. Die Schere, mit der er das Tau durchschneiden wollte, baumelte plötzlich im Seil.
Payback-Karten und Treuepunkte
Daniel Helfrich, Künstler am Piano, fragte gleich zu Beginn, ob er die Zuhörer „euchzen“ darf, im Gegensatz zum Siezen. Er durfte. Dann schilderte er sein Leid, wenn er einfach nur tanken will und ihm tausend Fragen um den Kopf schwirren: Ob er eine Payback-Karte hat, etwas essen möchte, Treuepunkte sammelt, bei miles and more mitmacht... Das kam dem Publikum bekannt vor.
Und dann gab der Deutsche Meister im Beatboxen eine starke Performance. Der Künstler mit Nase, Mund und Kehle, zeigte, was er drauf hat, und ersetzte faszinierend das Schlagzeug – ohne Instrument. Rhythmus und Klänge wie beim stärksten Orchester brachten ihm tosenden Beifall. Die Nachtschnittchen – ein adventliches Highlight.