Hattingen. . Auf Bierdeckeln mit Hattinger Motiven soll auf ausgrenzendes Verhalten an Stammtischen aufmerksam gemacht werden. 10.000 Deckel wurden gedruckt.

„Wo kommste eigentlich her“, fragt der braune Eisenmann den grünen. Beide begegnen sich zumindest größentechnisch auf Augenhöhe – was Menschen tun sollten. Oft verhält es sich aber nicht so in Zeiten von Stammtischparolen und Alltagsrassismus. Friedhelm Knippel geht dagegen an mit dem Projekt „Demokratie leben“. Dort, wo ausgrenzende Sprüche geklopft werden: in Kneipen. Mit vier Hattinger Wahrzeichen auf Bierdeckeln und flott verpackten Informationen auf der Rückseite.

Argumente auf 10.000 Deckeln

Neben den Eisenmännern begegnen Menschen, die sich auf das Thema einlassen, noch dem schiefen Turm von St. Georg, dem Morandini-Tor und dem Rathaus. Auf einer Seite lesen sie Sprüche wie „Ich fühl mich fremd im eigenen Land“ oder „Aber wir können doch nicht ALLE aufnehmen“, die im Zusammenhang mit Migration häufig fallen. Auf der Rückseite zwinkert ihnen Jesus zu mit dem Spruch „Ich war Fremder und ihr habt mich aufgenommen“ aus dem Matthäus-Evangelium oder sie erfahren, dass Deutschland 22 Geflüchtete pro 1000 Einwohner aufnimmt – im Libanon sind es 183.

Piotr Suder (r.) von
Piotr Suder (r.) von "Demokratie Leben" und Friedhelm Knippel stellen die Bierdeckelaktion gegen Alltagsrassismus im Holschentor vor. © Bastian Haumann

Ausgrenzendes Verhalten muss nicht unbedingt Absicht sein, stellt der Initiator der Aktion fest. Es stört trotzdem, macht Piotr Suder von „Demokratie leben“ klar, wenn die erste Frage ist „Wo kommst du her?“ – nur weil der Betreffende vielleicht dunkelhäutig ist. Ständig erfahre er: Du bist fremd, du bist anders. Nicht umsonst antwortet der Eisenmann: „Ich bin Hattinger.“

Gerichtlich durchsetzbarer Anspruch auf Asyl

Ziel der Aktion sind ein respektvoller Umgang miteinander und Akzeptanz. Sie soll empfänglich dafür machen, dass Vertreibung Ursachen hat, zum Nachdenken über den sprachlichen Umgang mit dem Thema anregen, statt von Flüchtlingswellen zu reden und zu schreiben, die wie die Flut über die Menschen hereinbricht. Es soll argumentiert und informiert werden, dass politisch Verfolgte einen gerichtlich durchsetzbaren Anspruch auf Asyl haben. Auf unterschiedlichen Ebenen soll gegen Rassismus argumentiert werden. Insgesamt 10.000 Bierdeckel stapeln sich in Knippels Garage.

Wer Bierdeckel auslegen möchte, kann sich an Friedhelm Knippel wenden: 02324/ 5 23 01 oder 0152/ 533 76 716; an Piotr Suder: 0175/ 820 26 24, E-Mail ­suder@ifak-bochum.de oder an Martin Klingender, 0151/544 580 19, E-Mail: klingender@ifak-bochum.de