Hattingen. Jan-Michael Richter gehört zu den erfolgreichsten Comic-Pop-Zeichnern. Seinen Durchbruch schafft er mit seinem Sprockhöveler Spacejamiri-Strip.

Rechts steht er, dieser Jamiri-Comic, der für Jan-Michael Richter

Das schwarze Loch
Das schwarze Loch © WAZ

­alles so richtig ins Rollen brachte. Es ist d e r Comic, sein Comic – der inzwischen legendäre Sprockhövel-Spacejamiri-Comic von 1994. „Im Grunde kann man sagen, meine Karriere begann mit diesem Sprockhövel-Ding“, sagt der ge­bürtige Blankensteiner in einem WAZ-Gespräch.

Heute ist Jan-Michael Richter 52 Jahre alt, lebt in Essen und gehört zu den erfolgreichsten Comic-Pop-Zeichnern Deutschlands. „Als kleiner Junge war ich so dick, merkwürdig und weinerlich, dass meine Eltern beschlossen, mich auf eine Waldorfschule zu schicken”, erklärt er auf seiner Homepage. Deshalb ging es fortan Tag für Tag nach Bochum, an die Rudolf- Steiner-Schule. Mit 19 ist er durch, will Kommunikationsdesign studieren – und zwar in Essen.

Erst mit 20 zieht er um, der Liebe wegen. Doch die haut ihm ab. Seine nächste Frau, Beate, heiratet er. Er sagt das so: „Er kam der Liebe wegen, er blieb der Liebe wegen.” Essen also. Seine Wurzeln sind aber in Hattingen. Blankenstein. Richter genießt, dass es hier so beschaulich und unaufgeregt sei – „dagegen fühlt sich selbst Essen wie Mexico-City an“.

Das Ruhrgebiet ist sein Ding, im Kleinen und im großen Ganzen. Hier spielen seine Comics, hier hat er seine Kunst stetig verfeinert. Sein Stil? „Irgendwie die Schnittstelle zwischen Fotografie und Malerei“, erklärt er. „Ich zeichne aber nicht Fotografien nach, nein, ich fotografiere akribisch, danach stelle ich so genannte Composits zusammen und Vorzeichnungen entstehen. Letztlich ist alles handgemalt, ohne Filter.“ Viel Aufwand!? „Es ist ein idiotischer Aufwand. Für eine Dreier-Serie brauche ich sechs Stunden fürs Zeichnen und zehn bis zwölf Stunden fürs Malen.“ Zum Glück gibt es für Jamiri Hilfe durch Grafik-Tablets.

Passion für Popkulturelles

In Schatten der Burg Blankenstein spürt er erstmals seine Passion für popkulturelle Momente. Er habe einen Großteil seiner Jugend bereits „damit verplempert zu zeichnen“. 1987 wird die Sache für ­Jan-Michael Richter ernst, er erstellt erste komplette Comic-Strips. Nur ein Name fehlte ihm. Denn: „Richter? Das ist doch kein Name für einen Zeichner”, denkt er sich. Also wird Jamiri (sprich: Jamiri; und nicht: Dschamiri) geboren.

In seinen Comics stellt er meistens sein Alter ego in den Mittelpunkt – witzig, weise, wankelmütig. „Das sind Geschichten, wie der kleine Jan die Welt sieht.”

Das Kultur-Magazin „BOspect“, das Ruhrgebiets-Magazin „Marabo”, das Hochschul-Magazin „Unicum”, der Verlag Gruner & Jahr, das AOL-Magazin, später dann Spiegel-Online. Die Liste der Publikationen, die sich mit dem hintersinnigen Humor schmücken (oder geschmückt haben), ist lang.

Jamiri-Comic-Strip
Jamiri-Comic-Strip

Jamiris Strips gehen meist über eine DIN-A-4-Seite. In manchmal nur einem, meist aber drei, vier prägnanten Bildern zeigt er das Leben in seiner natürlichsten Form. Er spielt mit Skurrilitäten und Verschrobenheiten, am liebsten mit den eigenen.

Diese Kunst hat ihn bisweilen auch mal aus dem Ruhrgebiet herausgeführt, an „viele tolle Orte, die dem Vernehmen nach gerade Künstler zum Bleiben einladen“. Sie gefielen ihm, „und ich wäre gerne geblieben – aber das Heimweh hat mir immer einen Strich durch die Rechnung gemacht“.