Hattingen. . Der Ex-Kanzlerkandidat der SPD war zu Gast in Hattingen. Er warnt vor rechten Parolen und mahnt zum Einsatz für die Demokratie.

Von seiner Popularität hat er offenbar nichts eingebüßt: Martin Schulz, Kanzlerkandidat der SPD 2017, war Gast des Ökumenischen Dorfgesprächs und zirka 300 Besucher waren in den Dom in Niederwenigern geströmt. Es ging um die Grundwerte des Staates. Schulz hielt eine leidenschaftliche Rede zu dem Werte-Thema, das ihn schon lange beschäftigt. „Wenn man in der Europäischen Union arbeitet, spürt man viel schneller die Veränderungen“, sagte er.

Dass es in vielen Staaten politische Strömungen nach rechts gebe, habe man schon Mitte des vergangenen Jahrzehntes bemerkt. Das liege nicht zuletzt daran, dass das Wahlsystem in der EU anders ist als in Deutschland und kleinere Parteien viel schneller ins Parlament einziehen könnten. „Schon vor langer Zeit war Frankreich mit der Front National vertreten, dann kamen die Lega Nord aus Italien, die Wahren Finnen und so weiter“, erklärte Schulz.

Globalisierung überfordert viele

Den Grund sieht der SPD-Mann darin, dass die Globalisierung sehr viele Menschen überfordere. Die Zusammenhänge seien wirklich kompliziert, weil mittlerweile alles zusammenhänge. Das sei schwierig zu durchschauen und zu begreifen, so dass gerade die rechten Parteien sehr eindimensionale Lösungen anböten. Zum Beispiel, dass Migranten an allem schuld seien. „Geht es um Arbeitslosigkeit, sind die Migranten schuld, ist Wohnungsknappheit da, sind die Migranten schuld. Die Brandstifter wollen den Menschen in ihrer Ungewissheit Lösungen anbieten, die Welt zu verstehen. Aber es ist sehr komplex und es gibt keine einfachen Lösungen.“

Martin Schulz im Mauritius-Dom
Martin Schulz im Mauritius-Dom © Bastian Haumann

Immer wieder werde er kritisiert, er lobe sehr viele Länder, aber nie Deutschland. „Das ist falsch. Ich bin stolz auf viele Errungenschaften von unserem Land.“ Dass es den Artikel 1 des Grundgesetzes gebe „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. „Den Artikel haben viele Staaten übernommen. Ich bin stolz auf unsere Meinungsfreiheit, ich bin stolz auf unsere Presse­freiheit. Weil das Eckpfeiler sind, die die Demokratie sichern.“

Für Demokratie eintreten

Bei den politischen rechten Strömungen reiche es nicht mehr, nur zu schweigen. „Es gab in der Gesellschaft immer die Guten und die Bösen.“ Früher hätten die Guten die Bösen automatisch in Schach gehalten, das sei aber nicht mehr so, mahnte Schulz. „Die Rechten benutzen den Tabubruch als System. Und nach kurzer Zeit ist die Diskussion schon im anderen Lager und die Brandstifter haben erreicht, was sie wollen.“

Vor allen die Personen des öffentlichen Lebens müssten aufstehen, Haltung zeigen gegen Rechts. Es müsse eben kein starker Mann kommen, der alles schon richtet. „Stark sind wir, wenn wir für die Demokratie eintreten und sie stark machen.“