Hattingen. . Zum Auftakt der Aktion „Bürgermeister für einen Tag“ befragen Jugendliche Vertreter von Parteien und Institutionen in der Stadt.
Ines Ditscheid hebt die Glocke und läutet lautstark zur nächsten Runde. Laut hallt es im Rathaussaal und dennoch können sich die Paarungen nicht aus ihren Gesprächen und Diskussionen lösen. Nur wenige Minuten pro Station haben die Jugendlichen beim „Speed Debating“ Zeit, um die Vertreter der Parteien und Institutionen mit Fragen zu löchern. Es ist der Auftakt der Projektreihe „Bürgermeister für einen Tag“.
„Es gab viel zu besprechen, viel zu erfahren“, erklärt Sozialarbeiterin Ines Ditscheid. Vierzehn Gesprächspartner, darunter auch WAZ-Lokalchef Ulrich Laibacher, stellen sich den Fragen und kritischen Gedanken der Jugendlichen. Einige von denen kommen mit konkreten Fragestellungen oder Problemen, andere wollen sich von den Gesprächspartnern informieren oder gar überzeugen lassen. Denn am Ende der ersten Veranstaltung gilt es, sich eine der im Stadtrat vertretenen Parteien auszusuchen. Dort dürfen die Jugendlichen bald in eine Fraktionssitzung hineinhorchen.
Jugendlichen die lokale Politik näherbringen
„Unser Ziel ist es, den Jugendlichen die lokale Politik näherzubringen“, erklärt Ditscheid. Was in Hattingen politisch los ist, was der Rat der Stadt eigentlich so macht oder wie ein Politiker arbeitet, sollen die dreißig Jugendlichen im Laufe des Projektes erfahren.
Vor der Veranstaltung sind die Erwartungen bei den Jugendlichen groß. „Ich habe konkrete Fragen, auf die ich gerne eine Antwort möchte“, erzählt Emanuel Anastassiodis bestimmt. „Bei uns in Welper wurde beispielsweise eine Straße mit neuem Belag versehen, obwohl sie vergleichsweise noch völlig in Ordnung war. Was für eine komplette Verschwendung der Ressourcen war“, meint der 15-Jährige. Warum finanzielle Mittel nicht anderweitig genutzt würden, für relevantere Neuerungen etwa, wird häufig diskutiert.
Nicht immer alle Fragen beantwortet
Nach dem Ende des Speed Debating ist er um viele Informationen reicher. „Dennoch habe ich das Gefühl, dass nicht immer die Fragen beantwortet wurden oder beantwortet werden konnten“, erklärt er sachlich.
Die Digitalisierung in der Schule ist ein häufig angesprochenes Thema, das die Jugendlichen spürbar bewegt. „Die Aussagen von Gerhard Nörenberg (CDU) haben mich überzeugt“, sagt Beria Kaya. Bildung sei ein wichtiger Punkt, den man auch in der Schule deutlich zu spüren bekomme. „Ich habe mich gefreut, dass sich meine Gedanken mit dem, was er erzählt hat, decken“, erklärt die 15-Jährige weiter. „Da habe ich die Aussagen der Politiker im Fernsehen ja doch richtig verstanden.“
Rege Gespräche werden aber nicht nur über die politischen Themen der Stadt oder des Landes geführt. Viele der jugendlichen Teilnehmer des Speed Debating sind auch an den persönlichen Werdegängen der Gesprächspartner interessiert. „Oft habe ich meine Funktion erklärt oder bin mit den Jugendlichen in einen persönlichen Austausch über meinen beruflichen Werdegang getreten“, bemerkt Markus Faßbender, Chef der Hattinger Polizei.
Neue Themen anstoßen
Die reine Neugierde und das Bestreben, mehr zu erfahren, hat auch Anna Lelittko (13) und Fabian Baack (14) zur Teilnahme an dem Projekt verleitet. „Mir hat das Treffen viel gebracht“, erzählt Anna. „Genau um mehr über die parteilichen Themen zu erfahren, mache ich hier ja mit“, ergänzt sie. Über fehlende Fahrradwege an der Hüttenstraße etwa haben sich beide vorab noch gar keine Gedanken gemacht.
Den Auftakt nutzen die Jugendlichen, um der lokalen Politik einen Namen und ein Gesicht geben, offene Fragen zu beantworten oder Informationen über Organisationen oder Parteien zu gewinnen. Jeder geht an diesem Abend mit mehr Wissen und neuen Themen im Kopf nach Hause.