Hattingen. . Birgit Ehses erläutert den besonderen Reiz des Gethmannschen Gartens, den sie „Waldpark“ nennt. Hier gibt es besonders viele alte Bäume.

Wer den goldenen Herbst von seiner schönsten Seite bewundern will, der sollte jetzt in die Natur gehen. Dazu ermunterte Birgit Ehses bei einer Führung durch den Gethmannschen Garten in Blankenstein, den sie „Waldpark“ nennt.

„Der Garten wurde Anfang des 19. Jahrhunderts angelegt, er bot den Besuchern wunderbare Ausblicke und Sichtachsen, die heute größtenteils zugewuchert oder zugewachsen sind.“ Aber genau das macht für Ehses den Reiz der Waldparks aus. Einige Bäume stünden vermutlich schon seit Gründung des Gartens hier. „Es gibt einen sehr alten Baumbestand. Alte Buchen sind sogar als Naturdenkmal ausgewiesen.“ Zwei bis drei Menschen brauche es, um die Stämme der etwa 150 Jahre alten Riesen zu umarmen.

So sehen die Früchte von Eichen aus, von denen es im Garten sehr alte gibt.
So sehen die Früchte von Eichen aus, von denen es im Garten sehr alte gibt.

Auch die Eichen im Park seien sehr alt. Besonders schöne Exemplare findet man nahe des Eingangs links an der Wiese. „Dort wächst eine Stieleiche, die dieses Jahr besonders viele Früchte abwirft.“ Eichhörnchen und Vögel dürften sich freuen. Auch wenn einige Experten warnen, dass etwa Wal- und Haselnüsse dieses Jahr zwar in Massen, aber ohne viel Inhalt auf den Waldböden zu finden seien. Ob den Eichhörnchen aber wirklich Nahrungsknappheit droht? Als VHS-Dozentin und Leiterin der Biologischen Station in Witten, die viel mit Experten aus dem Bereich spricht, kann Ehses das nicht bestätigen.

Baum an ungewöhnlichem Pflanzort

Einen kleinen Walnussbaum spürten die Wanderer auf ihrer naturkundlichen Expedition übrigens auch auf. Mit Pfeilern gestützt, steht er am Wegesrand, einer eher ungewöhnlichen Pflanz-Stelle. Ehses vermutet, dass der Baum durch Zufall dort gewachsen ist. „Vielleicht hat ein Eichhörnchen vergessen, hier seinen Wintervorrat aufzusuchen.“ Walnussbäume hätten übrigens große Zukunftschancen beim Klimawandel, glaubt Ehses.

Auch die Esskastanie, Baum des Jahres 2018 und nicht mit der Rosskastanie verwandt, kommt gut mit den extremen Bedingungen zurecht. „Ein echtes Prachtexemplar findet man hinter dem Eingang des Stadtmuseums, gleich daneben ist eine noch junge Esskastanie“, so Ehses. „Die Früchte der Esskastanie stecken in einer extrem stacheligen, piecksenden Hülle, Meist seien in einer dabei gleich zwei Maronen.

Birgit Ehses zeigt, wie eine Esskastanie aussieht.
Birgit Ehses zeigt, wie eine Esskastanie aussieht.

Neben heimischen Buchen, Eichen und Birken findet man auch Exoten im Gethmannschen Garten. Etwa den Lederhülsenbaum direkt am Eingang. Der Baum stammt eigentlich aus den USA, wo seine Früchte auch für die Zubereitung von Linsensuppe verwendet werden. Der Baum wirft momentan etwa 30 Zentimeter lange ledrige und längliche Hülsen ab, in denen die Früchte enthalten sind. Dann gibt es noch eine Atlaszeder, die an eine Lärche erinnert, im Gegensatz zu ihr aber nicht ihre Nadeln verliert.

Keine Holzwirtschaft im Garten

Ehses schätzt am Garten besonders, dass in ihm keine Holzwirtschaft betrieben wird. „Die Bäume werden nicht irgendwann gefällt, weil man ihr Holz braucht. Deshalb können sie sehr alt werden.“ Die Stieleichen und Linden dort etwa könnten 1000 Jahre alt werden, vorausgesetzt, Pilze, Schädlinge oder Krankheiten setzen ihnen nicht zu.

Neben der bunten Blätterpracht der Bäume sei es auch der immergrüne Ilex mit seinen roten Früchten gewesen, der den Besuchern gefalle. „Der Busch, auch Stechpalme genannt, steht unter Naturschutz, was viele gar nicht wissen. Die Früchte sind wichtige Nahrung für die Vögel und die Menschen schneiden sich einfach die schönen Zweige für den Adventskranz ab.“

Die Naturkundlerin hofft, dass der alte Baumbestand auch in Zukunft erhalten wird. „Der Garten ist eine Perle an der Ruhr.“