Hattingen. . Auf der Bahnhofstraße in Hattingen häufen sich Unfälle. Eine Betroffene fordert die Sperrung für Radfahrer. Die Stadt verspricht auszubessern.

„Die Bahnhofstraße müsste für Radfahrer gesperrt werden“, sagt eine 61-jährige Hattingerin, die im Frühjahr hier schwer stürzte. „Es wird so lange gewartet bis etwas Ernsthaftes passiert“, ärgert sich auch Heinz Kisters, dessen Frau vor wenigen Tagen ebenfalls dort mit dem Rad verunglückte. Beide haben einen Anwalt eingeschaltet.

Eine Verletzung der Verkehrssicherungspflicht wirft die 61-jährige WAZ-Leserin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, der Stadt vor. Tatsächlich ist die Bahnhofstraße in miserablem Zustand, der Boden mit Löchern und Buckeln übersät. Teilweise klaffen zwischen Schiene und Asphalt Löcher von einer Breite, in die ein Radreifen leicht hineinrutscht.

Gefahrenstellen sind längst bekannt

So passierte es der 61-Jährigen, die noch immer an ihren Verletzungen laboriert. Mit dem Hinterrad geriet sie in eine Lücke, stürzte und schlug mit dem Kopf gegen ein geparktes Auto. „Dabei bin ich vorsichtig gefahren, weil ich die Straße kenne“, sagt sie. Nahezu das gleiche Szenario passierte jetzt Heidemarie Kisters. Bei der Stadt habe sie gesagt bekommen, sie könne ja eine Schadenersatzforderung stellen, sagt ihr Mann. „Dabei geht es uns nicht um Schadenersatz. Die Straße muss sich verbessern.“

Die Bahnhofstraße ist als Verbindung zur Altstadt ausgewiesen.
Die Bahnhofstraße ist als Verbindung zur Altstadt ausgewiesen. © Barbara Zabka

Schon im Juli sicherte die Verwaltung in der Ratssitzung zu, dass die Verfüllung der Schienen „kurzfristig geprüft“ und notwendige Reparaturmaßnahmen „schnellstmöglich durchgeführt“ werden. „Die Lücken in den Schienen sind bekannt“, bestätigt Stadtsprecherin Julia Wagner. „Um die Straße zu entschärfen, wird die Stadt zeitnah größere Gefahrenstellen mit Kaltasphalt auffüllen, so wie sie es in der Vergangenheit getan hat“.

Bisher kein Schadenersatz geleistet

Drei Unfälle seien der Stadt gemeldet worden. Schadenersatz wurde nicht geleistet, alles über die Versicherungen der Radler abgewickelt. Im Fall der 61-Jährigen hatte die Kommunalversicherung der Stadt eine Zahlung abgelehnt. Die Unebenheiten seien „keine unerwartete Gefahrenquelle, auf die sich der sorgsame Verkehrsteilnehmer nicht einzustellen vermag“.

Gerade weil die Bahnhofstraße aber von vielen als Verbindung zwischen Ruhr und Innenstadt genutzt wird und als Radstrecke ausgewiesen ist, fordert die Radlerin ein Warnschild. Die Stadtverwaltung plant nicht, einen Hinweis auf den schlechten Zustand aufzustellen oder die Straße gar für Radfahrer zu sperren. „Das Radfahren soll auf eigene Gefahr weiterhin erlaubt sein, da die Straße eine wichtige Verbindung zur Innenstadt darstellt“, erklärt Wagner. Auf ein Warnschild will man mit Blick auf den bevorstehenden Umbau der Straße und die Unsicherheit über eine geeignete Platzierung und Gestaltung verzichten.

Sanierung der Straße ab Anfang 2020

Dass die Bahnhofstraße gefährlich für Radfahrer ist, räumt auch Peter Hupperich ein, der sich in der Initiative Pro Rad engagiert. „Es passiert dort mehr als gemeldet wird“, weiß er. Ein Warnschild hielte er aber für „ein Armutszeugnis“, stattdessen müsse die Stadt „in die Hände spucken und die Sanierung zügig angehen“. Geplant ist das derzeit für Anfang 2020. Für die 61-jährige Radlerin steht unterdessen fest: „Die Bahnhofstraße befahre ich bis dahin nicht mehr.“

>>> Einzelfälle und Kosten für den Straßenumbau

Bereits seit Jahren ist die Bahnhofstraße in schlechtem Zustand. Deshalb spricht die Stadt bei den Unfällen von Einzelfällen.

Ein Umbau ist für 2020 geplant. Im Herbst 2019 rechnet die Stadt mit der Bewilligung der Fördergelder. Die Anwohner müssen sich an den Kosten beteiligen – zu 50 Prozent. Die Stadt schießt die Summe vor, die Anwohnerkosten werden 2023/ 2024 auf die Bürger zukommen.