Hattingen. . Die Erik-Nölting-Grundschule in Welper freut sich über ihren ersten christlich-muslimischen Einschulungs-Gottesdienst.

Das Paul-Gerhard-Haus war am Donnerstagmorgen ein Ort, an dem eine Premiere stattfand. Das erste Mal richtete die städtische Gemeinschaftsgrundschule in Welper einen Einschulungsgottesdienst aus, der nicht allein von der katholischen und evangelischen Kirche getragen wurde, sondern auch von Muslimen.

Der evangelische Pfarrer Uwe Crone und die katholische Gemeindereferentin Brigitte Leibold bekamen Unterstützung von Imam Ismail Sütsever von der Zentralmoschee in Bochum. Gemeinsam gestalteten sie einen interaktiven und multireligiösen Gottesdienst für 44 i-Dötzchen, unter denen auch neun muslimische Kinder sind.

Multireligiöse Einschulungsfeier in Hattingen
Multireligiöse Einschulungsfeier in Hattingen © Fischer

„Einen ökumenischen Gottesdienst gab es schon. Aber es ist immer schade, wenn ein Drittel der Eltern und Kinder nicht daran teilnehmen. Deshalb haben wir uns entschieden, wie in großen Städten auch, einen multireligiösen Einschulungsgottesdienst auszurichten“, erzählt Schulleiterin Tanja Tönshoff.

Das Korn als verbindendes Element

Das Paul-Gerhard-Haus war komplett gefüllt mit Eltern, Großeltern, Schülern, Lehrern und natürlich den wichtigsten Personen des Tages: den i-Dötzchen. Mit ihren bunten, glitzernden Schultüten und den brandneuen Schultornistern lauschten sie den Worten von Crone, Leibold und Sütsever.

Im Paul-Gerhardt-Haus wurde gefeiert.
Im Paul-Gerhardt-Haus wurde gefeiert. © Fischer

Das Gleichnis des Saatkorns war das verbindende Element des Gottesdienstes. Auch die Schüler der dritten Klasse griffen es auf. Sie hatten ein kleines Stück einstudiert, um die neuen Kinder willkommen zu heißen und auch die Eltern und Lehrer auf ihre wichtige Aufgabe einzustimmen. Ein Saatkorn – so die Botschaft – kann nur gedeihen und zu einer kräftigen, schönen Pflanze heranwachsen, wenn die Umgebung stimmt. Das Korn braucht Erde, in der es wurzeln kann, die Sonne, um zu wachsen. So brauchen auch die Kinder eine Umgebung, die durch Eltern, Lehrer und Freunde, das Wachstum der Kinder stärkt.

Segnung von drei Religionsvertretern

Die Fürbitten wurden aus diesem Grund auch von Eltern, Schülern und Lehrern vorgetragen. Als erstes Geschenk für die neue Klassengemeinschaft bekamen die Schüler der zwei Eingangsklassen als Andenken eine Schale mit Erde und den Saatkörnern überreicht, die während der Fürbitten in die Pflanzschalen gelegt wurden.

Auch das Publikum wurde eingebunden, ob beim Singen, Flöten oder Hüpfen. Die Erstklässler wurden schließlich noch von allen drei Religionsvertretern gesegnet. Das Lied „Segne uns mit der Weite des Himmels“ konnten die Gottesdienstteilnehmer wahlweise mit „Segne, Vater“ oder „Segne, Allah“ singen. Zum Abschluss wurde das christliche „Vater Unser“ gesprochen und die „Al-Fátihah“. „So wie die erste Sure den Koran eröffnet, so soll sie euch den ersten Schultag eröffnen“, erklärte der Imam.

Die neue Art der Einschulungsfeier wurde positiv aufgenommen. Ilknur Iker fand den Gottesdienst „recht interessant“ und gut, dass „gemeinsam“ gefeiert wurde. „Es ist einfach zeitgemäß“, meint Florian Schahl.