Hattingen. . Die Pizzeria Salvatore beteiligt sich als einer von fünf Ruhrgebiets-Läden an der Aktion. Mit Kunden wird über die Zukunft der Erde diskutiert.
Was wäre, wenn alle Kontinente verschmelzen würden? Das fragt in einem Film ein Pizzastückchen namens Pizza Pangaea. Und so heißt auch das Projekt von Interkultur Ruhr des Regionalverband Ruhr (RVR) – bei dem die Hattinger „Pizzeria bei Salvatore“ an der Augustastraße/Ecke Heggerstraße als eine von fünf Pizzerien im Ruhrgebiet mitmacht.
Der Name Pangaea geht zurück auf „Pangaea Ultima“. So nennen Forscher den künftigen Superkontinent. Denn in etwa 250 Millionen Jahren sollen die Kontinente zu einer Platte verschmolzen sein.
Pizzakartons führen zu Gesprächen
Schüler aus Dortmund besuchten die teilnehmenden Gastronomen, sprachen mit Angestellten und Gästen, stellten Fragen: Wie würden wir zusammenleben, wenn sich die Kontinente schon morgen vereinigen? Wird es Grenzen geben? Ist das Ruhrgebiet schon heute wie Pangaea? Die Interviews haben die Jugendlichen zusammengeschnitten, ins Netz gestellt.
„Unsere Pizzeria ist Pangaea“, sagt Ayten Cottitto (47) beispielsweise. Denn: „Ich bin Türkin, mein Mann Sizilianer, der erste Pizzabäcker Albaner, die Putzfrau Jugoslawin, der Fahrer Pakistani und der Sohn ist deutsch-italienisch-polnisch.“ Darum macht das Team gerne bei der Aktion mit.
Über die eigens für das Projekt bedruckten Pizzakartons kommt Ayten Cottitto mit vielen Kunden ins Gespräch. „Man kommt ins Gespräch darüber, wie das Zusammenleben in Hattingen läuft“, sagt sie. 1000 der Kartons hat sie.
Grenzen werden bleiben
Dass es keine Grenzen mehr geben wird, glauben befragte Kunden nicht. Einer merkt amüsiert an: „Sonst könnte es ja auch keine WM mehr geben.“ Ein anderer sagt, dass im Ruhrgebiet die Kulturen schon lange miteinander verschmelzen – und findet das gut so.
Das Team der „Pizzeria bei Salvatore“ hat die Pizza Italia zu ihrer Pizza Pangaea erkoren. „Unser Sohn hatte die Idee. Sie ist bunt, sieht nach einer Landkarte aus“, sagt Ayten Cottitto. Die Gastronomen waren angesprochen worden, ob sie bei der Aktion dabei sein möchten. Für sie war das keine Frage. „Als die jungen Menschen hier waren, war das toll. Sie waren mit in der Küche, haben gefilmt, viel gefragt. Wir haben Pizza gegessen.“
Neues Leben in Deutschland
Guiseppe Cottitto erzählt die Geschichte seines Vaters: „Er war 17 als er aus Sizilien nach Deutschland kam Anfang der 1970er-Jahre.“ Salvatore Cottitto arbeitete erst auf dem Bau, dann eröffnete er ein Stehlokal in Essen, 1981 seine Pizzeria in Hattingen.
Sein Sohn unterstützt das Pangaea-Projekt in der Hoffnung, seinen Teil für ein offenes Deutschland beisteuern zu können. „Das ist das Schöne am Multikulturellen: Es gibt immer Neues zu entdecken. Wir haben den einen Planeten. Wir alle profitieren, wenn wir voneinander lernen. Es ergibt keinen Sinn, sich zu versperren.“
Ayten Cottitto erinnert sich, dass sie bei ihrer Ankunft in Deutschland 1999 feststellte, dass „kaum Menschen aus anderen Ländern auf der Straße waren. Das hat sich seit 2008 gewandelt“, findet sie – und begrüßt das. Jede Meldung über Diskriminierung nimmt sie zum Anlass, um mit Kunden über das Zusammenleben zu reden.
Regelmäßig trifft sich bei Salvatore ein internationaler Stammtisch. „Da sind Deutsche, Türken, Menschen aus der Dominikanischen Republik dabei. Sie reden viel über Politik.“ Guiseppe Cottitto findet, dass „Essen das beste Mittel ist, über Grenzen hinwegzuschauen. Bevor man ein Urteil fällt, sollte man stets zwei Mal nachdenken. Mindestens zwei Mal.“
Interkultur Ruhr untersucht die Veränderungen, die das Zusammenleben im Alltag betreffen. Der Grafiker Manuel Bürger hat als Symbol für dieses Nachdenken das Motiv der „Pangaea Ultima“ gefunden.
>>> ÜBER DAS PROJEKT
Die Pizza ist ein Zeichen für die lebendige Vielfalt einer kulinarischen Idee. Die Filme, Informationen zum Projekt und den teilnehmenden Pizzerien gibt es auf www.interkultur.ruhr/pizza-pangaea