Hattingen. Der ehemalige Rennfahrer Clemens Schicketanz zeigt, was die „Rote Sau“ von 1971 noch kann. Besucher der Henrichshütte bewundern die Boliden.
Wenn die „Rote Sau“, dröhnend über die Werkstraße jagt, dann ist das Faszination pur. Trotz des durchwachsenen Wetters am Samstag drängten sich die Zuschauer um Fahrer und Wagen. Clemens Schickentanz fuhr mit genau diesem Auto 1971 das 24-Stunden-Rennen in Spa. „Und die Frisur ist noch die gleiche wie damals“, strahlt Luca Felshart, Mitorganisator der Schönen Sterne an der Henrichshütte.
Zum ersten Mal ist bei den Sternen auch vor dem Industriemuseum so richtig was los. Mit einem wahnsinnigen Raketenstart von weniger als vier Sekunden auf 100 Metern schießt ein AMG GT 4 mit 510 PS über die wenige hundert Meter kurze Strecke. „Dieser Wagen hat keine Straßenzulassung, das ist ein richtiger Rennwagen“, erklärt Luca Felshart. Imponierend blitzschnell brettert der Bolide an den Zuschauern vorbei. Die Schönen Sterne sind auch schnelle Sterne.
Es muss auch mal röhren und stinken
„Wir wollten die Veranstaltung mal in Bewegung zeigen. Da muss es auch mal röhren, stinken und wirklich die Seele erreichen“, erklärt der 27-jährige Felshart, der an der Strecke die Aktionen profimäßig kommentiert.
Der Unterschied zwischen Schöne-Sterne-Fans und normalen Menschen: Während sich Pkw-Fahrer, für die der Wagen nur Fortbewegungsmittel ist, über Regen freuen, damit das Auto mal wieder etwas sauberer wird, sind Regentropfen für Sterne-Besitzer die pure Pest. Sobald es aufhört zu regnen, werden die Lampen gewischt, die Leisten getrocknet und der Lack abgetupft. „In meinen Augen ist der Wagen jetzt dreckig“, stellt Roland Klein enttäuscht fest, der mit seinem heiß geliebten C 63 aus dem Saarland angereist ist. Wenn es geht, fetzt er gerne „etwas“ schneller über die Autobahn, ansonsten geht’s auf den Nürburgring, damit sich Fahrer und Wagen mal austoben können.
Die Interessengemeinschaft „Nordsterne Bremen“ ist angereist, jeder mit einem anderen blitzenden Objekt und freut sich an den vielen unterschiedlichen Schmuckstücken, die man bestaunen kann. Dass ein Mercedes auf keinen Fall nur ein Fortbewegungsmittel sein kann, sondern schon fast eine Glaubensrichtung im Leben darstellt, macht Jessica Junge deutlich. Ihre Wagen haben Namen, „sie sind meine Babys“, gibt sie zu. Wenn ihre grüne Hornisse, „Green Hornet“, über die Autobahn jagt, kommt es oft zu gefährlichen Situationen, schildert sie. „Dann treten die Autofahrer beim Überholen plötzlich auf die Bremse, halten parallel die Geschwindigkeit, kommen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.“ Denn im SLK sitzt die 37-Jährige, die Haare im selben grellen Grün gefärbt wie ihr Auto, die Fingernägel im gleichen Ton und dazu noch das farblich passende T-Shirt. Sie mit Auto ist ein echter Hingucker.
Der Stern gehört zur Familie
Vor zwölf Jahren gehörte der SLK zur Familie. Dann wurde er verkauft und später zurückgeholt, weil er es bei der neuen Besitzerin nicht gut hatte. Der Liebling wurde in seine Einzelteile zerlegt, ein Bremssattel probeweise in extrem auffälligem Grün lackiert. „Je länger man hinguckte, um so größer wurde die Leidenschaft, den ganzen Wagen in der eigens angemischten Farbe zu lackieren“, sagt die 37-Jährige. Jetzt ist die Green Hornet der Stolz der ganzen Familie.