hattingen. . Die Fläche vor dem Rathaus wird nach dem Projekt Getreidefeld weiter bewirtschaftet, bis die endgültige Gestaltung feststeht.
Das Projekt Getreidefeld vor dem Rathaus, auf dem Kinder und Erwachsene am Freitag Weizen geerntet haben, wird keine Eintagsfliege bleiben. Korn soll zwar im nächsten Jahr nicht wieder angepflanzt werden, dafür aber Kartoffeln und Färberkraut, sagt Stadtsprecher Thomas Griesohn-Pflieger. Die Fläche soll so lange weiter bewirtschaftet werden, bis ihre endgültige Gestaltung feststeht.
Die Beteiligten, die sich dem Kunst-Projekt von Holger Vockert angeschlossen haben, werten es jetzt schon als Riesenerfolg. Nicht nur wegen seiner hoffentlich nachhaltigen ökologischen Wirkung. „Auch aus sozialen Gründen“, sagt Griesohn-Pflieger. Durch den Getreideanbau hätten die unterschiedlichsten Menschen Kontakte geknüpft. Auch Bürger haben sich eingeklinkt, die vorher nichts damit zu tun hatten.
Honig von den Rathausbienen
Nach der Unwetterwarnung für Donnerstag hat der Initiator um die Ernte gebangt. Wie vorher wochenlang wegen des heißen Wetters. „Wir haben vier Wochen später angefangen und sind vier Wochen früher fertig“, fasst er zusammen. Gerechnet wird mit einer Ausbeute von 50 bis 100 Kilogramm Weizen. Frank Nieland wird daraus vermutlich Krustenbrote mit Flocken und Sauerteig backen – für ein Erntedankfest, dessen Termin noch nicht feststeht. Er hofft, dass durch Aktionen wie diese die Wertschätzung für landwirtschaftliche Produkte und Handarbeit wächst.
Zunächst musste allerdings der Weizen unter Dach und Fach sein. Als fleißige Erntehelfer fungierten Jungen und Mädchen aus den beteiligten neun Kindergärten. Nicht nur Heike Killing verteilte Bastelscheren, sondern auch ihre Kolleginnen und Kollegen aus anderen Kitas. Anton von der Nordstraße und viele andere Kinder schnitten damit Ähren ab und drückten sie den Erwachsenen in die Hand. Die meisten Einrichtungen haben außerdem selbst Beete angelegt und brachten auch von dort „Material“ zum Backen mit.
Für richtig Ausbeute sorgte Andreas Melsa, der sich als „Sensenmann“ betätigte. Normalerweise vertreibt er bei den Stadtwerken Strom. In wenigen Stunden war er durch mit der Fläche von rund 400 Quadratmetern.
Dass bei der Aktion auch von Dresche und Flegeln die Rede war, hat nichts mit einer Verrohung der Gesellschaft zu tun. Auch wenn es durchaus roh zuging. Friedrich Peter Utermann aus Buchholz haute mit seinem 80 bis 100 Jahre alten Dreschflegel auf die abgeschnittenen Ähren ein, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Die Kinder sollten auch sehen, wie viel Mühe die Landwirtschaft früher machte. Wenn sie sich künftig ein Brot vom Bäcker holen, wissen sie, woraus es gemacht ist. Auf ihr eigenes kommt frischer Honig von den Rathausbienen.
<<<Brot backen vor dem Erntedankfest
Auch wenn der Weizen auf der Wiese vor dem Rathaus jetzt abgeerntet ist – die Sonnenblumenstehen immer noch Spalier am Rand der Fläche. Kitas hatten sie auf der Fensterbank vorgezogen und eingepflanzt.
Jetzt muss nur noch ein Termin fürs Erntedankfest mit den Beteiligten gefunden werden – und Frank Nieland dann am Vortag die Brote backen.