Hattingen. . Beim Blick auf die 1990er-Jahre ragt das Stadtfest im Jubiläumsjahr 1996 heraus. Alt-Bürgermeister Dieter Liebig blickt zurück.
Der am 2. Juli 1396 mit dem Grafen Dietrich von der Mark geschlossene Befestigungsvertrag gilt allgemein als Erhebung Hattingens zur Stadt. 1996 stand also die 600-Jahr-Feier an. Stadtdirektor war seinerzeit Dieter Liebig. Der heute 77-Jährige erinnert sich an die zentrale Forderung zur Ausrichtung des Stadt-Spektakels so: „Es sollte viel Feier für wenig Geld sein.“
600 000 Mark durfte die Sause kosten, die städtischen Eigenmittel waren auf 60 000 Mark gedeckelt. „Und es ging auch ganz toll los“, erzählt Liebig. „Der Start mit einem historischen Theaterstück von Thomas Weiß, bei dem Profi-Schauspieler auf der Bühne der Gebläsehalle standen, hat Ministerpräsident Johannes Rau stark beeindruckt. Er war Ehrengast.“
Abkehr von der Doppelspitze
Zwiespältig hätten die Bürgerinnen und Bürger dann das Altstadtfest aufgenommen, zu dem eine andere Theatergruppe eine weitere Zeitreise beisteuerte. „Die Innenstadt wurde gesperrt, Einlass gab es nur mit Plaketten, und dann regnete es bei der Aufführung ohne Ende“, erinnert sich Dieter Liebig. „Das war das Gegenteil von viel Feier für wenig Geld, nämlich viel Ärger für viel Geld.“
Unterm Strich haben den Stadtdirektor a.D. bei der über sechs Monate gestreckten Jubiläumsfeier allerdings keine Theaterstars beeindruckt, sondern – die Hattingerinnen und Hattinger selbst. Zum damaligen Motto „Hattingen bewegt sich“ hätten ganz viele Bürgerinnen und Bürger ein tolles ehrenamtliches Engagement abgeliefert. „Das wollten wir unbedingt weitertragen“, sagt Liebig. „Und das ist uns trotz vieler Höhen und Tiefen auch gelungen. Bis heute übrigens. Das Bürgerzentrum im Holschentor ist der aktuelle Beweis dafür, dass Ehrenamt in Hattingen funktioniert.“
Haben Sie, liebe Leserinnen und Leser, eigene Erinnerungen an die 90er-Jahre in Hattingen? Schreiben Sie uns, wir sind gespannt. Vielleicht ist Ihnen ja etwas Politisches im Gedächtnis geblieben. Denn auch für Rat und Verwaltung war die Dekade eine spannende Zeit. Einschneidendste Änderung: die Abkehr von der Doppelspitze. Dieter Liebig kennt beide Systeme und beide Funktionen. Seit 1989 war er als hauptamtlicher Stadtdirektor im Amt, als der ehrenamtliche Bürgermeister Günter Wüllner 1996 erklärte, er höre zum Jahresende auf.
So wurde Liebig, ein vehementer Verfechter der Doppelspitze, 1997 erster Hattinger Repräsentant des Gegenteils: eines hauptamtlichen Bürgermeister als Spitze der Stadtverwaltung. „Es war der falsche Weg“, sagt Dieter Liebig noch heute. Dass ein Bürgermeister keine Qualifikation zum Führen einer Verwaltung mitbringen müsse, sei das zentrale Problem dabei.
Bis 2004 hat Liebig die ungeliebte Rolle ausgefüllt – eher pflichtbewusst und humorvoll als streitbar und laut. Herausgekommen sei dabei einiges, meint er: der Gewerbe- und Landschaftspark, die Umgehungsstraße und das Stadtmuseum in Blankenstein sowie erste Pläne fürs Reschop Carré-- auch wenn das dann erst 2009 eröffnete.
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50 Jahre alt wird die WAZ Hattingen in diesem Jahr. Grund genug, sich mit der Stadtgeschichte zu beschäftigen.
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