Hattingen. Das Herrenhaus macht einen properen Eindruck, gleichwohl ist eine Sanierung unverzichtbar. Bevor es losgeht, gibt’s noch viel zu klären.

Von außen betrachtet, sieht das Haus Kemnade „ganz gut“ aus – was sich nicht nur auf die ansehn­liche Optik, sondern auch auf den allgemeinen Zustand des Herrenhauses bezieht, das immerhin über 500 Jahre alt ist. Die Wasserburg präsentiert sich hübsch im Grünen, keinesfalls verfallen oder vergammelt. Damit das so bleibt, muss jetzt aber doch Geld in die Hand genommen werden. Denn tatsächlich sind Burg- und Gebäude-Anlagen ziemlich sanierungsbedürftig.

Gräfte wurde trockengelegt

Das wurde im jüngsten Bochumer Kulturausschuss deutlich, als das Thema im Zuge einer Bestandsaufnahme der Aktivitäten der in der Burg untergebrachten kunsthistorischen Museen zur Sprache kam. Zwar wurden in den vergangenen Jahren durch die Stadt Bochum als Eigentümerin des auf Hattinger Grund und Boden liegenden, denkmalgeschützten Herrenhauses schon Maßnahmen ergriffen. Fugen der Mauern des Dreieckshofs und des Innenhofs wurden erneuert, weswegen die Gräfte teilweise trockengelegt werden musste (die WAZ berichtete). Allein dafür wurden rund 150 000 Euro fällig. „Wir müssen uns bei allen Bautätigkeiten auf den Substanzerhalt konzentrieren“, so die Bochumer Stadtverwaltung damals, Schönheitsarbeiten seien „nachrangig“. Grund: kein Geld.

Dabei waren die erwähnten Arbeiten nur ein Anfang. Denn, so teilt die Verwaltung nun mit, es bestünde sowohl an der Fassade als auch an weiteren Gebäudeteilen „weiterhin dringender Sa­nierungsbedarf“. So wurde zum Beispiel nach dem Frost Anfang dieses Jahres deutlich, dass die Fenster ­undicht sind und nur unzureichend vor ­Kälte schützen. Zudem ­schließen die Türen nicht dicht, so dass ständig Zugluft weht – ein Desaster für die Energiebilanz, sprich: Heizkosten.

Blick in ein Musikzimmer der Instrumentensammlung Grumbt.
Blick in ein Musikzimmer der Instrumentensammlung Grumbt. © Ingo Otto

Für die gesamte Anlage wird deshalb vom Denkmalschützer ein Sanierungskonzept empfohlen. Neben den durch die Stadt als ­Museum genutzten Gebäudeteilen benötigen auch die von einem Pächter belegten Bereiche des Restaurants „Burgstuben Haus Kemnade“ teilweise dringend einer baulichen Ertüchtigung.

Die SPD-Fraktion im Bochumer Kulturausschuss hat sich das Thema zu eigen gemacht. „Das Herrenhaus ist ein wichtiger kulturhistorischer Ort und eines der besterhaltenen Wasserschlösser des Ruhrgebiets“, so Fraktionssprecher Hans H. Hanke. Er favorisiert eine Gesamtschau über alle Bereiche, in denen es klemmt. „Wir müssen zunächst wissen, wie es genau um den baulichen Zustand des Gebäudes steht, um dann über eine Finanzierung nachzudenken“, so Hanke.

Wie hoch die Kosten einer Sicherung der Wasserburg an den Gestaden der Ruhr sein könnten, weiß niemand, es gibt noch nicht einmal Spekulationen. Die Stadt Hattingen, die die Burg auch als Standesamt nutzt, soll in die Überlegungen einbezogen werden. „Es ist eine Aufgabe der Stadt Bochum, aber eine interkommunale Abstimmung bei den anstehenden Aufgaben ist sicher nicht verkehrt“, so Hanke.

>>> Zahlen und Besucherstatistik

Die Museen verzeichneten 2017 29 062 (Vorjahr 35 265) Besuche, und zwar 28 084 in Haus Kemnade (Vorjahr 30 987) und 978 im Bauernhausmuseum (Vorjahr 4278). Von den Gesamtbesucher/innen kamen 6076 Gäste (Vorjahr 6533) zu 209 Trauungen (Vorjahr 221) des Standesamtes Hattingen, das entspricht einem Anteil von 20.9 %. Zu den von der Sparkasse in der „Schatzkammer“ ausgerichteten 251 (Vorjahr: 189) Geburtstagen kamen 2976 Kinder (Vorjahr: 2467) in die Burg, was einem Anteil von 10,2 % entspricht.

Regelmäßig am ersten Sonntag im Monat bietet der Förderverein eine kostenlose Führung durch die Ausstellung der Musikinstrumentensammlung Grumbt an; während der Öffnungszeit des Bauernhausmuseums in den Sommermonaten werden dort an jedem dritten Sonntag im Monat kostenlose Führungen angeboten. 2017 nahmen 852 Personen (Vorjahr 590) an 30 Führungen (Vorjahr 28) des Fördervereins in beiden Museen teil.