Die Deutsche Post sucht derzeit einen anderen Partner. Der Stadtteil Niederwenigern ist mit 6000 Einwohnern ein Pflichtstandort.
Nach vier Jahren ist Schluss: Sabine Wieschermann hat den Vertrag mit der Deutschen Post zum November gekündigt. Unklar ist, wo die Wennischen künftig Briefmarken kaufen, Pakete abholen können. Das Geschäft bleibt an der Essener Straße 32 – mit Lotto-Stelle, Schreibwaren, Geschenkartikeln.
Zum Grund für die Kündigung möchte die Inhaberin nichts sagen. „Darüber könnte ich eine Enzyklopädie schreiben“, sagt sie. Der Post sind die Gründe nicht bekannt, sagt Dieter Pietruck, Sprecher der Deutschen Post. Er verweist aber darauf, dass es vor einigen Wochen eine Vertragsänderung gegeben habe. „Durch den Wandel im Bankgeschäft haben wir die Postbankleistungen am 5. Juni aus dem Vertrag genommen, weil das wirtschaftlich nicht mehr vertretbar war.“ Bezüglich eines neuen Partners sei die Post auf der Suche nach einer Ersatzlösung, sagt Pietruck. Wer Interesse habe, könne sich übers Internet bewerben.
Ein Schlag für Niederwenigern
„Wer soll das denn machen?“, fragt entsetzt Ortsbürgermeister Theo Haske – der gleich auch Bundestagsmitglied Ralf Brauksiepe über das drohende Post-Aus informiert hat. „Selbst wenn die Post selbst eine Filiale eröffnen will, wüsste ich gar nicht, wohin die soll. Räume fehlen“, denkt er laut nach. „Ganz schlecht und ein Schlag für Niederwenigern“ sei das Aus. „Man muss dann entweder nach Hattingen-Mitte oder nach Essen-Burgaltendorf fahren.“ Gut erinnert er sich noch daran, dass er schon vor 20 Jahren für den Erhalt der Post gekämpft hat, sogar mit der damaligen Postdirektorin persönlich Kontakt hatte.
Pietruck weist darauf hin, dass man zwar hoffe, einen Partner zu finden. „Sollte die Suche allerdings erfolglos bleiben, dann haben wir die Verpflichtung, dort aktiv zu werden. Denn es sieht so aus, als wäre Niederwenigern ein Pflichtstandort.“ Er verweist auf eine Rechtsverordnung. Demnach muss bei einer Gemeinde ab 2000 Bewohnern die Deutsche Post eine Station vorhalten.
Haske schüttelt über das Warten der Post den Kopf
Man warte nun zunächst eine Weile auf Bewerbungen. Haske lacht: „Bei uns hier sagt man luur drupp, lauere drauf.“ Fände sich niemand, sagt Pietruck, müsse über eine Filiale nachgedacht werden. Ein Partner sei allerdings für Kunden beispielsweise hinsichtlich der Öffnungszeiten günstiger.
Im Dorf weiß man außerdem: Mitte Mai hat es, das bestätigt die Polizei, in dem Geschäft einen Ladendiebstahl gegeben. Ein Mann griff in die Kasse.
Lotto Wieschermann war extra umgezogen
Wieschermann war im Herbst 2014 aus dem Ladenlokal am Domplatz ausgezogen. Das war zu klein geworden, weil sie im Januar die Postfiliale übernommen hatte.
Die Post-Universaldienstleistungs-Verordnung seitens der Bundesregierung basiert auf dem Postgesetz von 1997. Die Verordnung verpflichtetdie Deutsche Post zu einer stationären Einrichtung in Gemeinden mit mehr als 2000 Einwohnern. Die Verordnung vom 15. Dezember 1999 wurde zuletzt am 7. Juli 2005 geändert.