hattingen. Der Kuli wurde vor 80 Jahren patentiert. Schüler der 5d im Gymnasium Holthausen öffnen ihre Mäppchen und sagen, was erlaubt ist.
Wie gewohnt in der Englischstunde begrüßt Nadine Uesbeck die Schülerinnen und Schüler ihrer Klasse 5d nicht auf Deutsch, sondern wechselt ein paar Sätze mit ihnen in der Fremdsprache. Danach schwenkt die Klasse diesmal aber um und spricht mit der WAZ nicht über Unterrichtsinhalte, sondern darüber, womit Fünftklässler sie festhalten. Der Anlass: Vor 80 Jahren gab es ein Patent für den Kuli.
Schreiben die Gymnasiasten in Holthausen damit? Eher nicht. Schriftlichen Aufgaben sollen sie sich lieber mit dem Füller widmen. Aber natürlich haben sie durchweg den Kugelschreiber ebenfalls im Gepäck. Genauso wie Fineliner, Bunt- und Filzstifte oder Tintenkiller. Bereitwillig klappen sie ihre Mäppchen auf, kippen den Inhalt auf den Tisch und lassen die Besucher einen Blick darauf werfen.
Dabei erzählen sie munter, dass die eine oder der andere zu Hause einen Laptop hat und auch mal mit dem Gerät etwas erledigt, dass es an der Schule aber keine Computer-Klasse gebe wie an der Realschule. Auch im Unterricht der 5d im Schulzentrum Holthausen sitzt kein Kind mit Computer und hält fest, was es für wichtig hält.
Wie Jürgen Ernst, Leiter der Realschule, bestätigt, gibt es an der Grünstraße auch keine grundsätzlichen Vorgaben, womit die Schüler zu schreiben haben. Und keine Art von Stift, die nach Ernsts Ansicht das geeignete Schreibwerkzeug für alle ist. Nur Bleistifte seien nicht so erwünscht.
Mit denen schrieben Holthauser Schüler, als sie noch die Grundschule besuchten. Jetzt wird damit höchstens gezeichnet. Es sei denn, die Autorin des Artikels über die 5d hält im Schulraum ihre Notizen mit Bleistift fest, weil die Kugelschreiber sich gerade in den Tiefen der nicht gerade kleinen Handtasche versteckt haben. Sei’s drum. Schließlich steht hier keine Klassenarbeit an, bei der hinterher wegradiert und geschummelt werden könnte.
Aus diesem Grund darf bei Klassenarbeiten, wie die Lehrerin erzählt, auch kein Tintenkiller benutzt werden. Das wissen die Schüler ebenfalls und berichten mehrfach davon. Auch dass „Rot und Grün Lehrerfarben sind“ und damit für Schüler tabu. Egal mit welcher Art von Stift gerade geschrieben wird.
Anders als vor Jahrzehnten, als die „Killer“ noch angefeuchtet werden mussten und hässliche Flecken auf dem Papier hinterlassen haben, sieht man heute kaum etwas. Mehrere Schüler demonstrieren, wie’s geht. Sie schreiben mit der Feder ein paar Worte auf ein Blatt Papier, zücken den Tintenkiller, fahren über das Geschriebene – und weg ist es, ohne dass man viel erkennt.
Doch nicht nur Mine oder Feder interessieren die Schüler, sondern auch die Art des Drumherums. Manche Mädchen in der Klasse stehen auf Schmetterlinge oder auch Glitzer auf der Füllerhülle. Andere haben ein schlichteres Modell, darauf aber ihren Namen eingeprägt. Was durchaus praktische Gründe hat, weil an dem Exemplar auch andere Gefallen gefunden haben. So gibt es wenigstens keine Verwechslungsgefahr mehr, wenn die Schreibutensilien nach dem Unterricht wieder in den Mäppchen der Jungen und Mädchen verschwinden.
>>> DER KUGELSCHREIBER UND SEIN ERFINDER
Biro wird im Englischen oft als Oberbegriff für einen Kugelschreiber verwendet. Der Begriff geht zurück auf László József Bíró, einen ungarischen Erfinder, der vor 80 Jahren das Patent für seinen Kugelschreiber bekam.
Mit einer Kugel wird Tintenpaste aufs Papier gebracht. Meist wird die Kurzform Kuli für den Kugelschreiber benutzt.