Hattingen. . Hattingen gilt aktuell als überversorgt mit Hausärzten. Allerdings ist mehr als die Hälfte von ihnen schon älter als 55 Jahre.
Hattingen braucht Nachwuchs in den Hausarzt-Praxen. Aktuell kümmern sich 37 Hausärzte um die knapp 55 000 Einwohner der Stadt. Damit ist Hattinger derzeit sogar medizinisch überversorgt. Allerdings: Mit Blick auf das Alter der praktizierenden Hausärzte ist schon jetzt absehbar, dass sich dieser Zustand in den kommenden Jahren schnell ändern kann.
Schon jetzt sind 14 Mediziner in den Praxen älter als 60 Jahre. Mehr als die Hälfte der Hausärzte ist älter als 55 Jahre. Vor allem in ländlichen Regionen drohe ein Ärztemangel, befürchtet die Landesregierung, die jetzt mit einer Landarzt-Quote für das Studium gegenwirken will. Jens Flintrop, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen Lippe (KVWL) bestätigt: „Aktuell gehen jährlich etwa 220 Hausärzte in den Ruhestand, es rücken aber nur gut 110 pro Jahr nach.“ Bislang sei es aber immer gelungen, das Versorgungsnetz ohne spürbare Lücken aufrecht zu erhalten, betont er.
Bis zu 2054 Patienten pro Arzt
Wie viele Ärzte für eine Stadt benötigt werden, legt die kassenärztliche Bedarfsplanung fest. Danach muss ein Hausarzt in Hattingen 2054 Patienten versorgen können. Mathematisch werden aktuell pro Arzt nur knapp 1500 Patienten betreut. Damit ist die Stadt überversorgt. Die Folge: Aktuell darf sich hier kein zusätzlicher Hausarzt niederlassen. „Praxisübergaben an einen Nachfolger sind freilich möglich“, erklärt Flintrop.
Früher lag die Altersgrenze für Kassenärzte bei 68 Jahren. Heute gibt es diese Grenze nicht mehr, „aber viele der älteren Ärzte in Hattingen dürften in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen“, weiß der KVWL-Sprecher. Ziel muss daher sein, mehr Medizinstudenten für Arbeit als Hausarzt zu begeistern. Die KVWL begrüßt die Idee einer Landarzt-Quote: „Wir sind optimistisch, dass sie wirkt.“
Flintrop räumt Hattingen gute Chancen ein: „Dank seiner guten Lage mit den benachbarten Medizin-Fakultäten in Bochum und Essen dürfte Hattingen für junge Ärzte und ihre Familien eine attraktive Adresse sein“, glaubt er.
Zuletzt kamen keine jungen Ärzte nach
Allerdings zeigt ein Blick zurück auch, dass in den vergangenen Jahren offenbar keine jungen Ärzte dazugekommen sind. Denn waren vor vier Jahren noch elf Hattinger Ärzte unter 50, sind es heute noch zehn, wobei die Gesamtzahl der Hausärzte um einen gestiegen ist.
Die Verteilung im Stadtgebiet macht außerdem deutlich, dass die Innenstadt mit 14 Ärzten gut versorgt ist, während sie in den Stadtteilen fehlen. So müssen Holthausen und Stüter komplett ohne Hausarzt auskommen. Die Quote der KVWL berechnet sich allerdings für das ganze Stadtgebiet.