Hattingen. In Welper-Blankenstein haben die Maskottchen zehn Jahre beim Spendensammeln geholfen. Jetzt ist Friedhelm Schumacher-Zöllner der Chef-Fundraiser.
Freunde der Gemeinde Welper-Blankenstein sind sie geblieben: Obolus und Bonus. Aber jetzt sind sie in Frührente und machen sich im Paul-Gerhard-Haus in Welper einen gemütlichen Lebensabend. Den haben sich die beiden verdient. Schließlich waren sie ihr Leben lang fleißig auf Spendensuche. „Zwei neue Freunde für die Gemeinde“, war die Schlagzeile vor zehn Jahren, als Pfarrer Hansjörg Federmann die lebensgroßen Maskottchen vorstellte.
Grund für die außergewöhnliche Idee: Die Kirche musste vermehrt um Spenden bitten. Da kam der pfiffige Pfarrer auf die Idee, die beiden Figuren zu erschaffen. Obolus stand für eine monatliche Unterstützung von 5,50 Euro, zehn oder 20 Euro. Den Betrag konnte man auf einem Anmeldebogen ankreuzen und bestimmen, für welche Arbeit das Geld verwendet werden sollte: Basisarbeit, Kinder- und Jugendarbeit oder für die Sanierung der Kirche an der Burg.
Ausbildung zum „zertifizierten Fundraiser“
Bonus stand für die damalige Kirchencard, mit der man Rabatte bei den lokalen Geschäften bekommen konnte. Diese Erfindung hatte aber keine große Überlebenschance. Gefragt waren ausgefallene Ideen, um die Spenden zu bekommen. Das waren die Anfänge. Mittlerweile hat auch in diesem Bereich das Professionelle Einzug gehalten. Die Spendenbereitschaft, freut sich Pfarrer Uwe Crone, hat sich aber konstant gehalten.
Die Kirche hat Friedhelm Schumacher-Zöllner die Ausbildung zum „zertifizierten Fundraiser“ bezahlt. Denn Pfarrer Hansjörg Federmann hatte in der Gemeinde seine Spendenaktionen so erfolgreich eingeführt, dass ihn die Landeskirche Bielefeld berief, um diese Arbeit landesweit zu betreiben. „Ich bin jetzt seit anderthalb Jahren hauptamtlich ehrenamtlich mit dem Spenden beschaffen dabei“, beschreibt Schumacher-Zöllner sein Engagement.
Es gibt seit Jahren 40 bis 50 Dauerspender, die im Jahr zwischen 50 und 500 Euro spenden. Sie sind meistens im Alter 60 plus. Außerdem gibt es Spenden von Unternehmen. „Da kommt ganz schön was zusammen“, sagt der Fundraiser. „Die Hälfte des Geldes kommt durch Spenden, die andere Hälfte durch Aktionen, die wir selbst veranstalten.“
Projekte für eine neue Küche im Paul-Gerhardt-Haus
Um die Kirche in Blankenstein renovieren zu können, kamen tatsächlich in wenigen Jahren 130 000 Euro zusammen. Es gibt ein Fundraising-Team, das über Projekte berät. Das sind quasi die Vordenker, besprochen werden die Ideen dann mit dem Presbyterium. So konnte die Kirchengemeinde durch eigene Kraft die Bücherei wieder auf Vordermann bringen, den Jugendkeller vom 1960er-Jahre-Charme befreien und das Paul-Gerhard-Haus neu bestuhlen.
Zurzeit wird für eine neue Küche gespart, denn die alte im Paul-Gerhardt-Haus ist in die Jahre gekommen. „Innerhalb von einem Jahr haben wir 27 000 Euro an Spenden bekommen. Ich gehe davon aus, dass wir im Laufe des kommenden Jahres die nötige Summe zusammenhaben“, sagt der Fundraiser, dem es an Ideen nicht mangelt.
Da gab es eine „Stuhlympiade“, regelmäßig gibt’s Mitsing-Abende, zurzeit läuft eine Aktion fürs Gemeindefest im September. Da bittet Schumacher-Zöllner Einzelhandel und Gastronomen um attraktive Preise. Die Ausbildung zum Fundraiser hat sich offenbar gelohnt.