Hattingen. Horst Leckebusch ist 75 Jahre alt und immer noch mit Volldampf unterwegs. Seine zweite Leidenschaft gilt der Musik. Er singt und spielt Gitarre.
Gekämpft hat er immer. Als Kampfsportler und im richtigen Leben. „Wir waren acht Kinder, zwei Mädchen und sechs Jungen. Da wird man hart im Nehmen“, sagt Horst Leckebusch. Mittlerweile ist der blinde Sportler und Sänger 75 Jahre alt. Als die WAZ vor genau 25 Jahren über ihn berichtete, hatte er als Judoka gerade den zweiten Platz bei den Deutschen Meisterschaften für Behinderte in Heidelberg geholt.
Eine liebevolle, geborgene Kindheit hat er nie gehabt. Ruppig ist das Leben mit ihm umgegangen. Mit einer starken Sehschwäche, grüner Star, wurde er geboren, mit neun Jahren konnte er auf einem Auge gar nichts mehr erkennen. „Dann sagte ein Arzt, wir sollten wiederkommen, wenn ich 19 Jahre alt bin. Das taten wir, und der Arzt stellte fest, jetzt sei es zu spät.“ Leckebusch erblindete mit 45 Jahren komplett. Vielleicht war die Einschränkung bereits in der Kindheit ein Grund, warum er immer Sport getrieben hat. Vorzugsweise Kampfsport.
Schwertkampf und Telepathie
Aber auch Musik ist seine Leidenschaft. Sechs CDs hat er mittlerweile aufgenommen, mit einem Stück ist er auf einem Sampler des Wuppertaler Music Parcs vertreten. Seine erste CD erschien vor 25 Jahren, seine vorläufig letzte 2016. Bis zu fünf Stimmen nimmt er auf einer CD selbst auf und spielt (natürlich) selbst Gitarre.
Sport treibt er immer noch. Aber was er wirklich vermisst, ist der Schwertkampf. „Ich habe keinen Trainer mehr“, bedauert Horst Leckebusch, der sich schon seit Jahrzehnten Yoga nennt. Er ist der Telepathie sehr zugetan, sagt, er habe es einmal geschafft, eine Flamme 20 Zentimeter über dem Docht schweben zu lassen. „Aber das ist lange her, beweisen kann ich das leider nicht mehr.“
Er, der ständig auf Hilfe angewiesen ist, geht am Wochenende oft mit einer Freundin oder Freunden einkaufen und liebt nach wie vor die Musik – vorzugsweise internationale Folklore und Fahrtenlieder der Bündnischen Jugend oder der Nerother Jugendschaft.
200 Kniebeugen sind kein Problem
„Diese Organisationen werden heute oft mit der Hitlerjugend und dem Nazi-Deutschland gleichgesetzt. Das ist aber falsch“, sagt der Sänger, der zwei Jahre vor Kriegsende geboren wurde. Wie bei so vielen Vereinen gelte auch hier: Es gibt kaum Nachwuchs.
Was er nach wie vor intensiv angeht, sind seine sportlichen Aktivitäten. Denn dazu braucht er keine fremde Hilfe. Zweihundert Sit-ups sind für ihn kein Problem, 400 bis 700 Liegestütze im Kniestand - locker zu schaffen. „200 Kniebeugen gehen auch immer noch als Trainingseinheit“, sagt der 75-Jährige, der in Wuppertal geboren wurde, aber seit Jahrzehnten in Hattingen seine Heimat gefunden hat.