Hattingen. . Im ersten Anlauf scheitert die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr. Die Retter kämpfen mit widrigen Umständen. In 150 Jahren hat sich viel getan.
Da brauchte es erst ein verheerendes Feuer, um den Hattingern eine eigene Feuerwehr zu bescheren. Die aber ging sofort mit geballter Kraft an den Start. In diesem Jahr feiert der Löschzug Mitte und mit ihm die gesamte Hattinger Wehr das 150-jährige Bestehen. Und freilich hat sich in anderthalb Jahrhunderten einiges in der Brandbekämpfung verändert.
Vor der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Hattingen war es um den Brandschutz nicht gut bestellt. So berichtet ein Chronist von einem Brand 1822, der große Teile der Stadt zu zerstören drohte. Alle städtischen Spritzen waren aber defekt und mussten vor dem Einsatz repariert werden.
Gründungsversuche gab es bereits 1864
Erste Versuche zur Gründung einer Feuerwehr gab es 1864. Gerade 28 Freiwillige meldeten sich und nachdem auch keine Feuerversicherungsgesellschaft finanzielle Unterstützung zusagte, ließ der Elan schnell nach. Zur Gründung des Vereins kam es nicht.
Bis der Stadtbrand vom August 1868, ausgehend von der Weygand’schen Scheune, neun Häuser, Geschäfte, Werkstätten und Ställe zerstörte. Anderthalb Monate später meldeten sich 160 Männer – bei damals nur 5500 Einwohnern – als Feuerwehrleute. Heute sind in den verschiedenen Löschzügen der Stadt mehr als 200 Freiwillige aktiv. Zudem ist die hauptamtliche Wache täglich 24 Stunden mit jeweils zehn Beamten besetzt.
Um 1880 waren durchschnittlich fünf bis sechs Einsätze pro Jahr nötig. Anno 2018 rücken die Retter jährlich zu mehr als 10 000 Einsätzen aus. Allerdings sind verschiedene Aufgaben dazugekommen. Einen Großteil machen jetzt die Einsätze des Rettungsdienstes aus.
Heute steht den Blauröcken auch modernes Gerät zur Verfügung. Davon konnten die ersten Feuerwehrleute im Spritzenhaus am Haldenplatz nur träumen. Dort waren vier Spritzen stationiert, denen das Wasser zugetragen werden musste. Dazu gab es Ledereimer, Leitern und so genannte Wasserriegel – „Fässer, jedes etwa 80 Liter fassend, die von zwei Mann an einer Stange getragen wurden“ und immer mit Wasser gefüllt bereitstanden, heißt es in der Chronik zum 100. Geburtstag der Wehr. Die Uniform, blauer Kittel, Ledergurt und Mütze, musste jeder Feuerwehrmann selbst anschaffen.
Hydranten und Rauchschutz
So ganz vom Nutzen der Feuerwehr waren die Stadtverordneten zunächst nicht überzeugt. Sie lehnten damals eine Förderung zur Anschaffung weiterer Löschgeräte ab. Wasserleitungen und Hydranten zu Löschzwecken gab es übrigens auch erst ab 1875 – eine deutliche Verbesserung für die Sicherheit in der Stadt. Für die Sicherheit der Retter war die Anschaffung eines Rauchschutz-Apparates Anfang des 20. Jahrhunderts ein großer Fortschritt.
Eine Pflichtfeuerwehr mit etwa 30 Mann wurde 1907 eingerichtet. Ihr sollten „jährlich 30 Mann der alphabetischen Reihenfolge nach der Freiwilligen Bürger-Feuerwehr (so hieß sie zwischenzeitlich) zugeteilt werden“. Die Mitglieder der Feuerwehr kamen vor allem aus dem bürgerlichen Mittelstand und der Oberschicht.
Harte Jahre für die Feuerwehr waren die Weltwirtschaftskrise der 1920er Jahre, als es vermehrt zu Brandstiftungen kam, und die Kriegsjahre des Ersten und Zweiten Weltkriegs. Während der Nazi-Diktatur wurden der Feuerwehr Hilfspolizeiaufgaben übertragen, die Vereine der Freiwilligen aufgelöst.
Neuaufbau nach dem Krieg
Der Neuaufbau begann nach dem Krieg – mit einem Stamm älterer Feuerwehrleute und einer Jugendgruppe, die bald 25 Mann stark war. Schrittweise konnte auch die Ausrüstung modernisiert werden. Wie 1953, als die erste Kraftdrehleiter angeschafft wurde. Bis zum 100. Jubiläum verfügte die Wehr über einen modernen Fuhrpark.
Problematisch war aber immer wieder die Platzfrage im Gerätehaus in der Innenstadt. Zum 100. Geburtstag gab es für die Wehr einen neuen Bau zwischen Mörike- und Friedrichstraße, auf einer Fläche, die die Feuerwehr vorher bereits genutzt hatte. Schon damals war eine Erweiterung für das zunächst einstöckige Gebäude vorgesehen. Die ausgebaute Rettungswache am selben Standort wurde 1990 eingeweiht. Und Stadtdirektor Dieter Liebig wagte einen Rutschversuch an der Stange. Der damalige Feuerwehrchef Lothar Schnier kommentierte: „Wir haben hier auch eine Stange für Fehlalarm. Die hat unten einen Bogen.“
Seit 2013 haben die hauptamtliche Wache und der erste Löschzug, der aus der Stadtmitte, im modernen Bau am Wildhagen ihr Zuhause – stilecht im 112 Meter langen Gebäude.