Hattingen. Martin Zingsheim begeistert im seit Wochen ausverkauften Alten Rathaus. Jung und Alt mit seiner neuen Stand-Up Comedy „aber bitte mit ohne“.
Er ist in Hattingen längst ein Geheimtipp geworden: Bereits zum dritten Mal gastiert Martin Zingsheim, der quirlige Kabarettist aus Köln, der trotz seiner erst 34 Jahre bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde, in dieser Stadt. Dieses Mal stellt er sein neues Programm „Aber bitte mit ohne“ vor.
Mit dem Verzicht ist es so eine Sache: Verzichten ist plötzlich hip geworden – aber worauf soll man denn bitte verzichten? Berufstätige wollen immer weniger arbeiten und bekommen einen Burnout – Zingsheim dagegen fordert erst einmal mehr Respekt für andere Berufe. Zumindest vom Ergebnis her sähen doch die Arbeit eines Serienkillers und die eines überarbeiteten Chirurgen oft ähnlich aus. Zwischen einem Immobilienmakler und einem Mietnomaden sei das Gespräch dagegen schnell beendet.
Region muss ja nicht die eigene sein
Veganer verzichten ja auch, aber die vegane Ernährung ist zunächst nur für die Tiere gesund. Und viele Menschen sind doch eigentlich nur Mentalveganer: Sie finden es natürlich nicht gut, Tiere zu töten – aber warum riechen sie einfach gebraten so gut? Und Hitler war angeblich Vegetarier. „Man kann doch nicht noch extremer als Hitler sein“, meint Zingsheim. Im übrigen sei doch alles nur eine Frage der Definition: Für den einen heißt es „gute deutsche Hausmannskost“, für den anderen „fettige tote Tiere“. Bei Südfrüchten sei es ja auch die Hauptsache, dass sie aus der Region kommen – es muss ja nicht die eigene sein.
Mit lausbübischem Charme
Dabei gibt es durchaus positive Aspekte des Verzichtens: Sprühsahne, laktose- und glutenfrei, koscher und halal – das sei ja der Weltfrieden, stellt Zingsheim ganz überrascht fest. Dabei könnte man wirklich gut auf einiges verzichten: Rauchen und Ratgeber zu allen möglichen Themen gehören dazu, auch Fußball – schließlich kann sich doch in einer Wohlstandsgesellschaft jeder seinen eigenen Fußball leisten, oder? Und „Mann über Bord“ bedeute vielleicht sogar „Frau glücklich“.
Wie immer präsentiert Martin Zingsheim seine knallharten Pointen mit brillantem Sprachwitz, halsbrecherischer Geschwindigkeit und lausbübischem Charme.