. Die großen Nager fühlen sich am Ruhrufer wohl. Naturschützer sorgen sich. Die Naturschutzbehörde des Ennepe-Ruhr-Kreises sieht kein Problem.
Nutrias sehen putzig aus. Man muss nicht lange warten, um am Ruhr-Ufer die biberähnliche Ratte zu sehen. Mehrere Dutzend leben allein nahe Blankenstein. Gewässerwart Martin Maschka schlägt Alarm: „Die Nutrias haben sich dermaßen stark ausgebreitet, dass man sie bekämpfen müsste.“ Bei den Kreisbehörden ist darüber nichts bekannt.
„Die Tiere zeigen keinerlei Auffälligkeiten“, sagt Dirk Weisselberg vom Ennepe-Ruhr-Kreis für Naturschutzbehörde und Veterinäramt. Beide Ämter hätten allerdings keinen Überblick über die Anzahl der Tiere. Markus Maschka und Patrick Lang, die als Gewässerwarte die Ruhr zwischen Wetter und Kemnader See betreuen, können solche Aussagen kaum glauben: „Wir haben hier ein Massenaufkommen. In Witten haben wir über 50 Tiere gezählt, zumeist Paare.“ Maschka, Gründer der Natur- und Wildnisschule Ruhrgebiet, habe an einem Morgen rund um das Wasserwerk Stiepel 32 Nutrias am Ufer gezählt.
Inzwischen sei manches Tier so zutraulich, dass es sich von den Campern mit Brötchen füttern lasse, berichten Campingplatzbetreiber. Wie unbeeindruckt die Tiere von Menschen sind, konnte auch Heinfried Berke feststellen, der einen entspannten Nager beim Sonnenbad fotografierte. Er habe schon öfter Nutrias im Kemnader Stausee schwimmen sehen.
Nurtias dürfen bejagt werden
Bekannt sind die Biberratten dafür, Dämme und Stauwasserhaltungen mit Löchern zu unterhöhlen – ähnlich wie die echten Biber, die es an der Ruhr nicht gibt. „Das Graben ist nicht das Problem“, sagt Maschka. „Es sind die Muscheln.“ Neben Wasserpflanzen – wie Algen – fressen die Nutrias Muscheln. Eine Nutria fresse pro Monat zehn Kilo Flussmuscheln, schätzt Maschka. Die Muschelbestände seien aber für die heimische Tierwelt wichtig. Der Bitterling-Fisch etwa lege in den Muscheln Eier ab. „Mitunter finden Sie am Ruhrufer Muschelhaufen. Dann kann man sicher sein, dass Nutrias in der Nähe ihre Höhle haben.“
An der Ruhr gäbe es mittlerweile zu viele nicht-heimische Arten, meint Maschka. Die Nager dürfen bejagt werden. „Einerseits hat die Nutria den Rang eines Bibers eingenommen und hält unsere Gewässer sauber“, so Maschka. Andererseits sei das ökologische Gleichgewicht nicht mehr gegeben. „Ich bin zwar Umweltschützer. Aber ja, man muss sie bekämpfen.“
Bisamratte und Biberratte sind nicht identisch
Oft werden Bisamratte und Biberratte (Nutria) gleichgesetzt, dabei handelt es sich um zwei verschiedene Tiere. Der Bisam stammt aus Nord-, Nutrias aus Südamerika. In Europa wurden Nutrias für die Pelzzucht gehalten, zum Beispiel in der DDR. Als nach der Wende die Nachfrage einbrach, wurden viele Tiere freigelassen, so der Naturschutzbund. Die Bisamratte ist kleiner und scheuer als die Nutria und weitaus seltener. Nutrias werden bis zu 15 Kilogramm schwer.