Hattingen. . Die älteste der Stadttor-Skulpturen steht seit mehr als 20 Jahren, die Jüngste zweieinhalb. Die Meinung der Hattinger ist gespalten.

Die Stadttore, oder besser die Kunstwerke, die heute für die historischen Tore stehen, spalten noch immer die Gemüter. Vor 15 Jahren wurde die Skulptur aus Cortén-Stahl am ehemaligen Steinhagentor auf die Stadtmauer gehievt. Es war die zweite der fünf Tor-Skulpturen. Und auch, wenn das erste „Tor“ seit mehr als 20 Jahren und das letzte Tor auch seit mittlerweile zweieinhalb Jahren steht, hat sich längst nicht jeder damit angefreundet.

Das Heggertor „Der Wächter“ wurde von Jan Koblasa geschaffen.
Das Heggertor „Der Wächter“ wurde von Jan Koblasa geschaffen.

Den Anfang der Stadttore machte „Der Wächter“. Die Zwei-Tonnen-Skulptur auf der Heggerstraße war ursprünglich Teil einer Ausstellung im Alten Rathaus und stand vor den Gebäude. 1996 wurde sie auf die Heggerstraße versetzt. Dem Wächter folgte das Steinhagentor. 4,5 Tonnen wiegt die Konstruktion. Weil die schmaleren Stäbe, die es damals „von der Stange“ gab, billiger waren, ragen dort heute elf statt der geplanten zehn Stäbe auf.

Das Holschentor mit der Skulptur „Engel ante Portas“ von Urs Dickerhof
Das Holschentor mit der Skulptur „Engel ante Portas“ von Urs Dickerhof

Im Kulturhauptstadtjahr 2010 folgten der „Engel ante Portas“ am Holschentor und das damals sehr umstrittene gestreifte Bruchtor „La Porta Aperta“. Ebenfalls heiß diskutiert war das Weiltor, das im September 2015 aufgestellt wurde, nachdem der Entwurf stark verändert werden musste – aufgrund von Gasleitungen im Boden passte der ursprünglich die Straße überspannende Koloss nicht mehr.

Das Bruchtor „La Porta Aperta“ stammt von Marcello Morandini.
Das Bruchtor „La Porta Aperta“ stammt von Marcello Morandini.

Was sagen die Hattinger zu den Skulpturen? „Das Hattinger Stadttorkonzept ist einzigartig in seiner Art. Mein persönliches Highlight steht am Steinhagen. Am wenigsten gefällt mir von der Art her der Standort Bruchtor“, sagt Martin Rösner. Genau das gestreifte Tor ist dagegen Favorit von Lars Friedrich. Er findet allerdings: „Die Stadttor-Standortkunst muss nicht gefallen, sie soll anregen und bereichert gerade deshalb unsere Stadt.“ Auch Daniela Wüst ist überzeugt: „Als Kunst kann man vieles bezeichnen, und es muss nicht jedem gefallen“. „Kunst ist was gefällt und liegt immer im Auge des Betrachters“, hält Burghard Thimm dagegen.

Das Steinhagentor entwarf der deutsche Künstler Voré.
Das Steinhagentor entwarf der deutsche Künstler Voré.

Dass die Tore „sicher keine große Kunst, aber in Hinsicht auf die Größe der Stadt und die zur Verfügung stehenden Mittel mehr als respektabel“ sind, betont Günther Kronenbitter. Für ihn habe das Morandini-Tor (Bruchtor) sogar das Zeug, über Hattingen und die Zeit hinaus an Bedeutung zu gewinnen. Peter Klusmann gibt sogar zu, sich entgegen seiner eigenen Erwartung an das Morandini-Tor gewöhnt zu haben. Stefanie Siebelhoff sagt: „Ich finde den Wächter toll. Heute ist die Altstadt offen für jedermann, das war viele Jahrhunderte nicht so. Der Zutritt durch die Tore wurde durch Wächter gewährt. Gut, dass dieser eine symbolisch daran erinnert.“

Das Weiltor vom spanischen Künstler Agusti Roqué ist das Jüngste der Runde.
Das Weiltor vom spanischen Künstler Agusti Roqué ist das Jüngste der Runde.

Das Weiltor sorgt indes so gar nicht für Begeisterung. „Dieses riesige Rostungetüm, das nicht einmal mittig auf die Pflasterung gesetzt wurde. Das ist an Scheußlichkeit kaum zu überbieten“, ereifert sich Marcus Zimmermann. Und fragt ganz grundsätzlich: „Überhaupt: Was soll das immer mit diesem Rost? Jaja, Industriekultur, schon klar. Ein Mahnmal an die Vergänglichkeit. Sogar die drei tapferen Pille-Männer vor der Mauer mahnen rostend vor sich hin. Dat is nicht schön! Dat is nur skurril.“

>>> Wettbewerb und Finanzierung

1999 fand für die Kunstwerke ein Wettbewerb der Stiftung für Kunst, Kultur und Denkmalpflege der Sparkasse statt, zu dem europäische Künstler eingeladen wurden. Finanziert wurden die Tore durch die Sparkassen-Stiftung, außerdem mit Hilfe von Sponsoren, dem Verkehrsverein, dem Land NRW und der EU.