Hattingen. Betrachtung der Aprilscherze, die im Laufe der Jahre der WAZ Hattingen erschienen sind. Jeder darf selbst entscheiden, was ernst gemeint ist.
Stadt Hattingen auf einen Schlag entschuldet: Grundsteuer sinkt wieder – Kinderbetreuung für alle gesichert – Straßen werden bis zum Ende des Jahres saniert!
Nein, dieser Text ist kein Aprilscherz, er handelt aber von ihnen. Denn in früheren Jahren gab es jedes Jahr zu eben diesem 1. April das eine oder andere Osterei, das sich in der WAZ-Ausgabe versteckt hatte. Zum Beispiel dieser Sensationsfund bei Umbauarbeiten im Rathaus: Bei der Renovierung sei ein längst nicht mehr benötigter Schrank-Tresor leer geräumt worden – und dabei kamen alte Geldscheine im Wert von etwa 20 Millionen Mark ans Tageslicht, heißt es am 1. April 2003. Zehn Millionen Euro würden der Stadtkasse auch heute gut tun und die Augen von Kämmerer Frank Mielke glänzen lassen – sie würden allerdings nicht für die eingangs erwähnte Entschuldung ausreichen.
Vor 25 Jahren heißt es „Stadt kämpft gegen blauen Dunst: Beförderungsstopp für Raucher“. Konkret: Im Vorgriff auf das Nichtraucherschutzgesetz wolle Kämmerer Heinz Schwardtmann den Rotstift ansetzen und eine Spaßmaßnahme beim eigenen Personal durchsetzen. Sechs Monate lang würden Raucher nicht befördert – und bei Einstellungen würden ab sofort Nichtraucher bevorzugt.
Stadt Hattingen ordnet Büroschlaf an
Im Jahr 2000 geht es dann eher ums Wohlbefinden der Mitarbeiter: „Stadt ordnet Büroschlaf an“ lautet die Schlagzeile und das Bild dazu zeigt Susanne Wegemann und Uschi Weikamp mit Zipfelmütze und Streifen-Pyjama beim Mittagsschläfchen – weil sie zu den aufgeweckten Mitarbeitern gehören, würden nun feste Ruhepausen verordnet. Zudem wird auf eine schlanke Verwaltung gesetzt – deshalb gebe es für Stadtsprecher Thomas Griesohn-Pflieger ab sofort Suppen und frisches Gemüse zum Mittag. Sicher schade, dass die Gemeindeprüfungsanstalt mit Verschlankung der Verwaltung irgendetwas anderes gemeint hat.
2006 werden Freiwillige gesucht, die das marode Kopfsteinpflaster in der Altstadt auf Vordermann bringen soll. Teer und Werkzeug würden von der Stadt gestellt, heißt es. Bürger müssten selbst zur Schüppe greifen, weil die Löcher im Haushalt sonst nicht mehr zu stopfen sind. Irgendwann womöglich Realität.
Apropos Realität, und damit zurück ins Jahr 2003: „Disneyland statt Einkaufen am Reschop“ titelt die WAZ Hattingen und berichtet, dass Spaßtourismus statt einer Einkaufsmeile entstehen soll. Klar, inzwischen steht das Einkaufszentrum Reschop Carré seit neun Jahren, doch so ein kleines bisschen Disneyland bricht sich nun Bahn: Schon bald wird es eine Bimmelbahn in der Altstadt geben, die im Halbstunden-Rhythmus durch die Fußgängerzone zu den Sehenswürdigkeiten fährt. Sie rollt wegen der fehlenden Genehmigung zwar noch nicht am Oster-Wochenende, womöglich aber schon am Ende des Monats. Na dann: Schönen April!
>> Von Scherzen und Schmunzeln zum 1. April
April, April . . . – wie es zum Brauch kam, Menschen mit speziellen Scherzen an diesem Tag „in den April zu schicken“, ist unbekannt. Im Internet gibt es viele Erklärungsansätze, auch die erste Überlieferung der Redensart im Jahr 1618 in Bayern. In Grimms Deutschem Wörterbuch (1854) steht der Aprilsnarr.
Kein Scherz, die Redaktion der WAZ Hattingen verzichtet seit zehn Jahren auf Aprilscherze. Der heutige Rückblick hat bei der Recherche und beim Schreiben aber doch für das eine oder andere Schmunzeln gesorgt.