Hattingen. Auch Seniorenheime haben beim pflegenden Personal keine Nachwuchssorgen. Alle Einrichtungen bilden selbst aus und locken mit Arbeitszeitmodellen.
Vom Pflegenotstand in Deutschland berichten viele Kliniken und Pflegeheime – es fehlen Pflegende. Auch in Hattingens ambulanter Pflege sind die Mangelware. Hiesige Kliniken und Heime hingegen berichten von guter Stellenbesetzungsquoten. Aber, sagt Fabian Tigges, Sprecher der Diakonie Mark-Ruhr mit drei Pflegeheimen in Hattingen, „es zeichnet sich ab, dass wir viel unternehmen müssen, um junge Menschen für den Beruf zu gewinnen“. Zwei Ausbildungsstellen konnten in 2017 nicht besetzt werden.
„Jeder Wohnbereich in unseren Einrichtungen in Hattingen hat einen Auszubildenden“, sagt Tigges – insgesamt sind es in dieser Stadt 23 Plätze. Im Heidehof gebe es keine freien Stellen, im Haus der Diakonie und im Martin-Luther-Haus würden aktuell Pflegefachleute, Pflegehelfer und Betreuungskräfte gesucht. „Aber wir sind dort nicht unterbesetzt, weil wir ein großer Unternehmensverbund sind und manches abdecken können.“ Junge Menschen gewinnt die Diakonie über Kontakte zu Fachseminaren, über Schulbesuche, über Messen. „Derzeit arbeiten wir auch an einer Online-Strategie.“
Mitarbeiterwerbung auf Messen
Im Altenheim St. Josef, das wie das Seniorenzentrum St. Mauritius zur Theresia-Albers-Stiftung gehört, gibt es derzeit keine unbesetzten Stellen. „Aber wir haben auch 21 Azubis“, sagt Rolf Feldmann von der Stiftung. Das Problem sei ein ganz anderes: „Es ist die Frage, ob überhaupt genug Stellen zur Verfügung gestellt werden.“ Denn eigentlich bräuchten die Seniorenheime mehr Personal.
Prinzipiell besetzt sind auch die Stellen im Evangelischen Krankenhaus. „Wir bilden selbst aus und übernehmen auch viele Mitarbeiter danach. Für uns ist das kein so großes Problem“, sagt Hendrik Schöpper, Assistent der Geschäftsführung der Augusta-Kliniken Bochum, zu denen das EvK gehört. Auch auf Messen sei man bei der Mitarbeitergewinnung aktiv.
Interne und externe Fortbildungen
Alle Pflegestellen besetzt, heißt es in der Klinik Blankenstein. „Wir haben aufgrund der besonderen Struktur als Spezialklinik erwartungsgemäß keine Probleme, freie Stellen zu besetzen“, sagt Elmar Hanke, Pflegedirektor des Katholischen Klinikums Bochum, zu dem das Haus gehört. Zudem habe der Klinikverbund ein eigenes großes Bildungsinstitut für Gesundheitsberufe. Viele Arbeitszeitmodelle für eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf, interne und externe Fortbildungen wären attraktive Angebote für Mitarbeiter.
Kaum freie Stellen gibt es auch in der Klinik für Psychiatrie und im Zentrum für Altersmedizin im Elisabeth-Krankenhaus Niederwenigern. „Die längeren Verweildauern in diesem Bereich, die patientenbezogenen Strukturen, die den Pflegeprozess in den Mittelpunkt stellen, sowie das berufsübergreifende Arbeiten im geriatrischen Team sind Faktoren, die für Mitarbeiter attraktiv sind“, sagt Sprecherin Tanja Liebelt. Auch sie nennt Fortbildungsmöglichkeiten als Angebot für Mitarbeiter.
Es gibt sogar Rückkehrer
Die längere Verweildauer der Patienten und die Bezugspflege sieht Volker Martin, Sprecher der Helios-Reha-Klinik Holthausen, als Grund dafür, dass das Haus keine Probleme hat, Pflegende zu finden und an sich zu binden. „Natürlich muss man sich anstrengen, gutes Personal zu bekommen und dem Fachkräftemangel vorzubeugen. Wir bieten in der Reha ein attraktives Arbeitsumfeld. Und wir haben eine eigenen Krankenpflegeschule. In der Freizeit dürfen Mitarbeiter die Fitness-Räume nutzen, können kostenlos parken. Es gibt Aufstiegsmöglichkeiten. Wir haben sogar Rückkehrer bei den Pflegenden.“