Hattingen. . Menschen mit Rollatoren, Kinderwagen oder Rollstühlen sollen Hattingen, seine Geschäfte und Gastronomien barrierefreier erleben können.
„Hattingen hat Rollkultur“ verkündet jetzt der Bürgertreff Kick gemeinsam mit dem Stadtmarketing – und hofft auf viele Nachahmer. Auch wenn es der Name vermuten lässt, geht es dieses mal nicht um die Skater des gleichnamigen Vereins. Ziel ist es vielmehr, die Stadt für Rollator-Nutzer, Rollstuhlfahrer und auch Eltern mit Kinderwagen zugänglicher zu machen. Dafür startet nun eine neue Kampagne, die für ein Umdenken sorgen soll.
Klingel für schnelle Hilfe
Neue Schilder für Händler, Gastronomen oder Versammlungsorte sollen deutlich zeigen: „Hattinger helfen weiter“. Gemeint ist die Hilfe dabei, Stufen oder Bordsteine zu überwinden oder auch anderweitig auf Menschen Rücksicht zu nehmen, die durch Gehbeeinträchtigungen oder sperrige Kinderwagen in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt sind.
Mit einer weiteren Möglichkeit geht das Stadtmarketing voran — vor dessen Eingang selbst drei Stufen den Zugang erschweren. Neben dem Schild mit der Aufschrift: „Sie klingeln. Wir helfen“, wird in Kürze ein Klingelknopf zu finden sein. „Dann kommen wir raus, beraten kurz draußen oder bringen Unterlagen raus. Oder jemand kann ein Auge auf den Kinderwagen haben, während sich die Eltern drinnen etwas abholen“, erläutert Stadtmarketingchef Georg Hartmann.
Bauliche Einschränkungen in der Altstadt
Der Wunsch der Initiatoren: Das Beispiel soll Schule machen. Die Schilder soll es im Kick und bei Stadtmarketing am Haldenplatz geben. Eine Klingel sei zum Beispiel für unter 100 Euro im Handel erhältlich, sagt Hartmann.
„Uns geht es darum, die Aufmerksamkeit der Hattinger Bevölkerung auf mehr Hilfsbereitschaft zu lenken“, sagt Inge Berger vom Kick. Und sie ergänzt: „Und die Benutzer von Rollatoren und Co. auch für Hilfe zu öffnen: Lasst euch helfen.“
Bei einer Begehung der Altstadt, der Geschäfte und Gastronomien habe man festgestellt, dass die Barrierefreiheit vielfach fehlt – und aufgrund baulicher Gegebenheiten auch kaum herstellbar ist. Nur fünf von 25 besuchten Betrieben seien barrierefrei. „Die größte Schwierigkeit sind Toiletten im Keller“, berichtet Inge Berger. Dabei seien viele Betriebe durchaus bemüht zu helfen. Typisches Beispiel sei die „Glocke“: „Da gibt es am Eingang Stufen, aber hinten barrierefreie Toiletten.“ Bei solch kleineren Stufen könnte eine Klingel helfen, um anzuzeigen, wenn jemand Hilfe beim Eintreten benötigt.
Angebote werden von Händlern vielfach vorgehalten
Eine Befragung der Händler ergab, dass vielfach bereits Angebote – wie Stühle zum Ausruhen oder auch eine Lupe – vorgehalten werden. Mit der neuen Kampagne wolle man noch mehr für die Bedürfnisse Hilfsbedürftiger auf Rädern sensibilisieren.
Die Stadt berät zu Verbesserungen und zu möglichen baulichen Veränderungen. Die Initiatoren wollen nicht das Stadtbild verändern – auch Kopfsteinpflaster und Stufen in der Altstadt bleiben –, aber eine neue Hilfe-Kultur schaffen.