Hattingen/ Witten. . Vor allem Heirats-Termine am Wochenende sind gefragt, sagt Volker Banhold aus Hattingen. Dabei besinnen sich junge Paare auf die alten Bräuche.

Für manche ist das Ja-Wort nur ein Verwaltungsakt, für andere der glamouröse Start in den schönsten Tag im Leben. Immer mehr Paare lassen es schon bei der standesamtlichen Trauung richtig krachen. WAZ-Redakteurin Britta Bingmann sprach mit dem Hattinger Volker Banhold, der das Wittener Standesamt leitet, darüber, was sich in den letzten Jahren so alles geändert hat.

Sie sind seit 1998 Standesbeamter, haben hunderte von Paaren getraut. Was hat sich mit den Jahren verändert?

Volker Banhold: Vor allem eines: Es wird kaum noch in der Woche geheiratet, dafür immer mehr am Wochenende, also Freitag und Samstag.

Haben Sie eine Erklärung dafür? Liegt es an den Arbeitszeiten?

Auch. Aber nicht nur. Grund ist vielmehr, dass auch die standesamtliche Trauung wie ein Event begangen wird – mit der entsprechenden Feier dazu.

Wie ein Event – was heißt das?

Die Paare sehen die Trauung nicht mehr nur als Verwaltungsakt, sondern wollen Tag, Ort und Feier genießen. Daher sind auch die Ambiente-Trauungen so gefragt. Viele heiraten auch inzwischen in Weiß, ich würde sagen, bei uns ist es bestimmt die Hälfte der Paare.

So richtig in Weiß, wie in der Kirche, mit allem Pipapo?

Ja. Gerade die jungen Paare besinnen sich auf die alten Bräuche. Meist wird die Braut vom Vater zum Trautisch geführt, hat so ihren großen Auftritt. Auch der Ringetausch im Standesamt hat im Laufe der Zeit an Bedeutung gewonnen. Viele geben sich auch bei uns ein Eheversprechen.

Wie ist es denn mit den Ehe-Namen – gibt es da einen Aufbruch?

Eher nicht. Mit weitem Abstand wird der Name des Mannes übernommen, sicher in sieben von zehn Fällen. Danach kommt der Doppelname für die Frau. Die Zahlen, in denen der Frauenname genommen wird, steigen zwar, aber langsam. Das muss erst gesellschaftlich mühsam aufbröckeln.

Apropos gesellschaftlicher Wandel: Sie haben ja jetzt auch gleichgeschlechtliche Trauungen. Sind sie, was die Trends angeht, anders?

Nein, gar nicht. Die gleichgeschlechtlichen Paare erwarten eine schöne Eheschließung voller Romantik, so wie die anderen auch. Für mich macht das keinen Unterschied. Und ich freue mich, dass die Vorbehalte weniger werden.

Noch mal zu den Bräuchen – es gibt viele alte. Aber gibt es denn auch was Neues?

Was früher nicht so war: Die Kinder, wenn es schon welche gibt, werden eingebunden. Und die Hunde: Neulich hat einer die Ringe gebracht. Und einmal haben Deutsche Doggen draußen Spalier gestanden, das war toll. Und manche wollen sich die Ringe mit einer Drohne bringen lassen. Das ist in geschlossenen Räumen allerdings problematisch.

Muss ja nicht geschlossen sein. Wären nicht auch Trauungen unter freiem Himmel möglich?

Das wird immer wieder nachgefragt. Und wir haben auch gar keine grundsätzliche Abneigung dagegen. Allerdings gibt es bei uns den Grundsatz, dass man an jedem Ambiente-Ort auch dann heiraten kann, wenn man dort nicht feiern will. Damit sich nicht nur die mit dem dicken Portmonee das leisten können. Das würde aber problematisch, wenn die Orte für die Freiluft-Feiern geblockt würden. Dann müsste man ja immer zwei Orte vorbereiten – für den Fall, dass es regnet. Aber wenn wir einen Ort finden, an dem man wetterunabhängig ist und der trotzdem quasi unter freiem Himmel ist, dann können wir darüber reden.

Gibt es noch etwas, wo Sie sagen, das geht gar nicht?

Überraschungs-Trauungen sind ein No-Go. Aber danach wird tatsächlich immer wieder gefragt: Ob man die Braut denn nicht mal überraschen könne . . . Aber da machen wir nicht mit.

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Rekorde bei den Hochzeiten: 495 Paare wurden 2017 in Hattingen getraut. In Witten waren es 781 Paare. Rund die Hälfte davon kam aus den Nachbarstädten. Der Grund sind laut Banhold die Ambiente-Trauungen und die sehr gefragten Trau-Termine am Freitag und Samstag, die bis 17 Uhr vergeben werden. Auch Hattingen ist Heiratsstadt mit vielen Besuchern von außerhalb.

In Witten können Paare ihren Termin bereits ein Jahr im Voraus reservieren. Und das, so hofft Banhold, vermutlich ab dem kommenden Herbst auch online.