Hattingen. . An allen weiterführenden Hattinger Schulen gibt es Schülersanitäter. Sie opfern ihre Pausen, um anderen zu helfen. Das hat auch für sie Vorteile.
Pro Jahr erleidet jeder elfte Schüler einen Unfall in der Schule, so berichten es die Malteser. Damit nicht sofort der Rettungsdienst oder die Eltern alarmiert werden müssen, und um das Sekretariat und Lehrer zu entlasten, gibt es an allen weiterführenden Hattinger Schulen einen Schulsanitätsdienst. Das Team der Realschule Grünstraße hat sich an diesem Donnerstag im Sanitätsraum versammelt.
Eigentlich haben sie alle schon Schulschluss, aber Ehrenamt verpflichtet. Der 16-jährige Julien berichtet: „Ich engagiere mich hier, weil ich kranken Kindern helfen möchte. Wenn jemand verletzt ist, oder sich nicht wohl fühlt, kann man sich im Sanitätsraum ausruhen. Ich bleibe dann dabei, oder helfe, das Kind im Sekretariat abzumelden.“
Manchmal brauchen die Kinder einen Rückzugsort
Dafür opfern Julien und die anderen 14 Schulsanitäter mindestens eine Pause pro Woche. An diesem Tag war eine Menge los. Die Grippewelle hat auch die Realschule erreicht, und viele Kinder klagen über Kopfschmerzen, wohl weil eine Erkältung im Anmarsch ist. Der 16-jährige Nico berichtet, dass die meisten Patienten mit Bauch- oder Kopfweh in den Sanitätsraum kommen. „Ich frage dann als erstes, ob dem Kind auch schwindelig ist und, ob es gefrühstückt hat.“ Oft könne er schon mit leichten Mitteln helfen, oder einfach einen Rückzugsort anbieten.
Besonders aufmerksam sind Nico und seine Kollegen hingegen, wenn die plötzlichen Schmerzen gleich eine ganze Gruppe Freunde zu quälen scheinen. „Wenn mehrere kommen, frage ich genau nach. Oft hat einer dann erst Kopfschmerzen und kurz darauf etwas anderes“, erklärt Nico. „Die schicken wir dann weiter in die Theater-AG,“ ergänzt Lehrer Karsten Heilinger und grinst dabei.
Arbeitgebern gefällt Ehrenamt
Heilinger unterrichtet Mathe, Sozialwissenschaften und Erdkunde an der Grünstraße, leitet den Schulsanitätsdienst und ist sehr zufrieden: „Unsere Sanis sind sehr zuverlässig.“ Heilinger hat ein Auge auf die Dienstpläne und das Material, koordiniert Schulungen mit den Maltesern und wirbt um Nachwuchs. Schließlich stehen nach dem Abschluss die erfahrenen Schüler nicht mehr zur Verfügung.
Den jungen Sanitätern bleibt nach der Schule mehr von ihrem Engagement als der entsprechende Eintrag im Zeugnis. Julien hat schon einen Praktikumsplatz bekommen, weil dem Arbeitgeber sein Engagement gefallen hat. Patrick (15) wünscht sich, seit er ein kleiner Junge ist, Feuerwehrmann zu werden. Weil er bei der Jugendfeuerwehr ist, weiß er, wie wichtig die Kenntnisse aus dem Sanitätsdienst sind. Wenn die Sanitäter ihren Führerschein machen wollen, müssen sie keinen Erste-Hilfe-Kursus absolvieren – und auch nicht bezahlen.
Schüler lernen mehr als Erste Hilfe
Kopf- und Bauchweh, Schürfwunden, Sportverletzungen, Übelkeit: Das sind die häufigsten Einsatzgebiete der Nachwuchssanitäter. Sie kleben Pflaster, trösten, achten auf Schwindel oder Erbrechen, „um eine Gehirnerschütterung auszuschließen“. Wenn doch ein Krankenwagen kommen muss, weisen die Sanitäter den Fahrer ein und übergeben den jungen Patienten ordnungsgemäß.
Neben dem Sanitätsdienst lernen die Jungen und Mädchen auch, Verantwortung zu übernehmen. Marie (14) erklärt: „Datenschutz ist wichtig. Wir dürfen keinem erzählen, was wer hat und müssen die Kinder ernst nehmen.“ Kevin (14) ergänzt: „Wer das nicht ernst nimmt, ist hier falsch.“ Schließlich vertrauten die kleinen Patienten ihnen auch persönliche Probleme und Sorgen an.
>>> Schulsanitätsdienst an den anderen Schulen in Hattingen
Am Gymnasium Holthausen gibt es acht Schülersanitäter. Sie werden von den Maltestern ausgebildet. Es gibt ein Bereitschaftshandy für Notfälle.
An der städtischen Gesamtschule lernen alle Neuntklässler Erste Hilfe. Es gibt einen Schulsanitätsdienst, der durch die Lehrer qualifiziert wird.
Am Gymnasium Waldstraße werden die Mädchen und Jungen des Sanitäterteams vom DRK ausgebildet und begleitet.