Hattingen. . Die Afrika-Hilfe-Stiftung plant ein neues Projekt: Sie möchte sich um 142 Kinder mit Behinderungen und ihre Familien in Higiro kümmern.

Ein geistig behindertes Kind kauert auf einer Decke auf dem Boden einer Hütte. Ein anderes hat eine riesige Verformung am Schädel. Ein drittes liegt regungslos im Arm seines Vater: Um 142 Kinder mit unterschiedlichsten Behinderungen in Higiro (Ruanda) möchte sich die Afrika-Hilfe-Stiftung aus Niederwenigern jetzt kümmern.

Die Fotos bewegen

„Für 110 haben wir immerhin schon einen groben Steckbrief, damit man weiß, wer das Kind ist, was es hat, wie es lebt“, sagt Johannes Küpperfahrenberg von der Stiftung. Die Fotos bewegen. Von den Menschen vor Ort wird das Projekt in Higiro „Kabeho“ genannt, das bedeutet in der Sprache „Sie mögen leben“.

Er war eben erst drei Wochen in Ruanda, um sich um dieses neue Projekt zu kümmern – und um zu sehen, wie die anderen Projekte laufen. Küpperfahrenberg betont: „Wir sind nur die Brücke zwischen dem Freundeskreis der Stiftung in Deutschland und den Bedürftigen in Ruanda.“ Was auch bedeutet: Die Stiftung braucht Hände vor Ort. Die sind in Higiro da mit den „Brüdern und Schwestern der Unschuldigen Kinder von Bethlehem“. „Das sind 31 Männer und Frauen, die christlich orientiert leben, sie haben ein Haus vom Bischof nahe Higiro. Sie machen eine tolle pastorale Arbeit“, lobt Küpperfahrenberg. Schon viel hätte sich in den Köpfen der Eltern der behinderten Kinder bewegt, sie würden nicht mehr versteckt, Selbsthilfegruppen hätten sich gebildet, Eltern seien besser vernetzt. „Da ist eine kleine Revolution in den Köpfen passiert.“ 2016 hatte es den ersten Kontakt gegeben, 2017 ein erstes Treffen mit Eltern.

Strukturelle Unterstützung nötig

Und doch merkte Küpperfahrenberg mit Pastor Mirco Quint beim jetzigen dritten Besuch: Die Engagierten brauchen mehr strukturelle Unterstützung. Zwar seien die Kinder jetzt in vier Gruppen nach Behinderungsart eingeteilt worden, aber die Ursprungsidee, die oft unterernährten Kinder stationär aufzupäppeln, reicht den „Weißen“ nicht weit genug. „Das bringt ja nichts“, so Küpperfahrenberg.

Denn die Kinder würden aufgepäppelt, vielleicht operiert, aber dann ginge es zurück in die Familien, wo sich die Armutssituation nicht geändert hätte. Darum die Idee: Die Familien müssen gestärkt werden. „Gehen wir hin und sagen, wir helfen, lehnen sie sich zurück. Aber wir müssen klar machen, dass wir sie eine Weile begleiten – und irgendwann weg sind.“ Eine mobile Familienhilfe ziehen die Engagierten einer stationären Versorgung darum vor. Eine Krankenversicherung sei notwendig, es sei denkbar, ein Feld für Familien zu mieten, ihnen Schweine oder Kaninchen zur Zucht zu geben, so wie es die Stiftung andernorts schon erfolgreich praktiziert hat.

Ärztin und Gemeinde machen mit

Kontakt zu einer deutschen Ärztin, die drei Autostunden entfernt praktiziert und Diagnosen vor Ort stellen will, hat Johannes Küpperfahrenberg bereits, ebenso zur medizinstudentischen Organisation RCP, die sich um Bedürftige kümmert, Konzepte zur Familienförderung erarbeitet und umsetzt. Und auch die Kirchengemeinde vor Ort ist an Bord, dazu die Caritas.

Küpperfahrenberg hofft, dass sich viele Menschen finden, die spenden – für eine Operation beispielsweise. „Es gibt dort noch viel mehr behinderte Kinder, sagten uns die Engagierten, aber wir können nicht alle aufnehmen. Nehmen wir einen Fall an, sind wir auch verantwortlich – und wollen niemandem sagen, dass wir ihn aus dem Programm schmeißen, weil wir uns verkalkuliert haben“, erklärt Küpperfahrenberg.