Hattingen. Die einzige Hattinger Feinstaub-Kontrollstation steht im Ludwigstal. 2017 lag Hattingen an drei von 365 Tagen über dem gesetzlichen Limit.

Das Bundesverwaltungsgericht hat am Dienstag über Diesel-Fahrverbote entschieden. Die sollen die Feinstaub- und Stickoxid-Belastung der Luft reduzieren. Auch in Hattingen wird die Qualität der Luft ständig gemessen. Die Feinstaub-Grenzwerte werden an der Messstation an der Straße An der Becke nur selten überschritten – im vergangen Jahr gerade einmal an drei Tagen.

Was wird in Hattingen gemessen?

Die Hattinger Kontrollstation steht im Gewerbegebiet Ludwigstal an der nicht stark befahrenen Straße An der Becke. Gemessen wird die Belastung durch Feinstaub, ­Stickstoffmonoxid und Stickstoffdioxid sowie die Windrichtung und die Windgeschwindigkeit.

„Die Station in Hattingen liefert Daten zur Belastungssituation im vorstädtischen Hintergrund“ erklärt Wilhelm Deitermann, Sprecher des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV).

Wie wird der Standortder Messstelle festgelegt?

Die Station wurde im November 1986 in Betrieb genommen. Sie soll Informationen zur Immissions-Situation außerhalb des Ballungsraumes Rhein-Ruhr liefern, informiert Deitermann. Die Kriterien für den Standort sind in der Bundes-Immissionsschutz-Verordnung festgelegt. Die fordert auch Messungen in eher abseits gelegener städtischer Umgebung – wie im Ludwigstal. Grundsätzlich muss die Luftprobe an einer solchen Stelle für eine Fläche von mehreren Quadratkilometern repräsentativ sein, heißt es in der Verordnung.

Was sagen die Messwerte aus?

Der LANUV-Sprecher erläutert, diese Information sei wichtig, um immissionsmindernde Maßnahmen, die an Belastungsschwerpunkten durchgeführt werden, beurteilen zu können.

Zum Beispiel: Sinkt die Stickstoffdioxid-Belastung an einer stark belasteten Verkehrsmessstelle um drei Mikrogramm pro Kubikmeter und an einer Hintergrundstation um zwei, so ist – grob geschätzt – ein Mikrogramm pro Kubikmeter den Luftverbesserungs-Maßnahmen an der Verkehrsmessstelle zuzu­ordnen.

Wie sind die Überschreitungenzu erklären?

Der Grenzwert für den Feinstaub-Gehalt in der Luft liegt bei 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft. An drei Tagen im Januar und Februar wurde 2017 die Feinstaubgrenze in Hattingen überschritten. Grund war die Wetterlage, wie Deitermann erklärt. „In diesem Zeitraum traten flächendeckend in ganz Nordrhein-Westfalen Grenzwertüberschreitungen auf.“

Erlaubt sind maximal 35 Überschreitungstage pro Jahr. Die aktuell gültigen Grenzwerte seien in Hattingen in der Vergangenheit sicher eingehalten worden. Im laufenden Jahr 2018 wurde der Grenzwert in Hattingen bisher noch nicht überschritten.

Was halten Sie von Diesel-Verboten?

Lothar Czerwinski, 63, Maschinenschlosser

"Ich finde ein Verbot völlig richtig, obwohl  ich selbst  Diesel fahre. Ich habe, glaube ich, einen Diesel 4 und ein Fahrverbot würde mich genauso treffen. Aber ich bin nicht so sehr auf einen Wagen angewiesen und finde, wenn man durch ein Fahrverbot die Luft besser machen kann, ist das doch völlig in Ordnung."

Katharina Tugliese, 34, Diplom-Kauffrau

"Mir ist ein Fahrverbot für Diesel ziemlich egal. Es würde mich zwar auch betreffen und das ärgert mich auch, aber ich glaube, dass die Lobbyisten unter sich sowieso das ausmachen, was sie wollen. Da haben die Menschen, die ein Fahrverbot betrifft, doch sowieso nichts zu sagen. Das kann man vergessen."

Peter Franz Bäuml, 55, Diplom-Psychologe

"Ich habe gerade einen Diesel verkauft, das Thema  berührt mich im Moment kaum.  Aber grundsätzlich gibt es ja ein Rumgeschiebe der Tatsachen, ich traue der Autolobby nicht. Im übrigen komm’ ich aus einer Familie, in der keiner ein Auto hat, ich war immer der einzige."

Margret Kucklick, Reiseverkehrskauffrau

"Ich fahre keinen Diesel, aber mein Mann fährt einen. Mich betrifft ein mögliches Fahrverbot mit meinem Wagen daher nicht. Aber ich finde das ganze Thema richtig schwierig, auch, was die merkwürdige Rolle der Autohersteller in Deutschland betrifft."

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