Seit dieser Woche laufen die Vorbereitungen in der Gebläsehalle für die große Ausstellung. Ein virtueller Rundgang.
Die Dimensionen sind für Hattingen gewaltig. Mehr als zwei Millionen Euro nimmt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in die Hand, um im Kulturhauptstadt-Jahr Helden zu zeigen. Seit dieser Woche laufen die Vorbereitungen in der Gebläsehalle, die Ausstellung läuft dann vom 12. März bis 31. Oktober 2010.
Warum Hattingen? „Weil die Gebläsehalle der größte Raum der LWL-Industriemueen ist”, erklärt Ausstellungsleiter Dietmar Osses. „Aber auch unsere sieben andere Museen werden themenbezogene Ausstellungen zu Helden haben.”
Helden also, verschiedener Couleur, Epochen und Herkunft. „Es ist völlig okay, wenn man Helden hat. Menschen brauchen so etwas”, sagt er. „Held, Idol, Vorbild, egal, wie man es nennt, so etwas hat es immer gegeben und wird es auch immer geben.”
Starten wir also einen kleinen, virtuellen Rundgang:
Helden der Antike
Ein Koloss zum Beginn: Herkules steht in einer überlebensgroßen Statue in der Ausstellung. Zu sehen gibt es jede Menge originale Bronze- und Marmor-Arbeiten, aber auch einen originalgetreuen Abguss des „Boxers aus Rom” (das Original darf die ewige Stadt nicht mehr verlassen). Dazu gibt es Vasen und Amphoren.
Helden des Mittelalters
Geheimnisvoll, dunkel, eine klösterliche Atmosphäre: Heilige treffen auf Ritter, es gibt einen gotischen Kreuzgang, im Hintergrund gregorianische Gesänge. Mittendrin: Der Heilige Georg auf seinem Pferd, wie er den Drachen erlegt – der Hattinger Stadtpatron wurde 1600 Jahre nach seinem Märtyrertod in Bronze gegossen.
Nationalhelden
Drachentöter Siegfried, Cheruskerführer Hermann, aber auch Kaiser Wilhelm I. und Kanzler Bismarck – „Wir schauen, wer zu seiner Zeit auf den Heldensockel gehievt wurde”, sagt Dietmar Osses. „Dabei müssen wir aufpassen, dass wir uns nicht wie eine Lehranstalt der Nation darstellen.” Deshalb wird der Blick auch auf die Nachbarstaaten Frankreich und Polen gerichtet.
Kriegshelden
Los geht es mit dem Deutsch-Französischen Krieg in den Jahren 1870/71, gefeierte und gefallene Helden werden gezeigt. „Der Umgang mit Kriegshelden ist hochproblematisch”, weiß Osses. Deshalb sollen besondere Inszenierungen helfen, etwa die: „Wir zeigen in einer Sammelvitrine Auszeichnungen der Kriegshelden, etwa das Eiserne Kreuz. Sie sollen aber nicht als Prunkstücke dort liegen, sondern im Hintergrund steht das Foto eines Totenfeldes”, erzählt der Leiter.
Helden des Sports
Max Schmeling, die 54er-Helden von Bern, der erste Olympiasieger aus dem Ruhrgebiet (Josef Krämer aus Ückendorf) – sie alle werden gewürdigt.
Helden der Arbeit
Hattingen, anno 1988: Hüttenkampf. Eine ganze Stadt ist auf den Beinen – was soll man dazu noch schreiben?
Medienhelden
Superman bekommt einen besonderen Platz – mit Sichtverbindung zu Herkules. James Bond wird da sein, Lara Croft, und, und, und.
Helden heute
Beispiele aus der Gegenwart: Retter und Helfer des 11. September; Aktivisten von Greenpeace und Robin Wood; aber auch Revierhelden wie Tegtmeier, Schimanski oder Kult-Schauspielerin Tana Schanzara.
Der Chef
„Mein bisher größtes Projekt”, sagt Dietmar Osses (43) über die Helden-Ausstellung, die er in der Gebläsehalle leitet.
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe entschied sich für den Museumsleiter der Zeche Hannover in Bochum, weil er bereits vor seiner Zeit beim LWL Erfahrungen mit größeren Ausstellungen sammelte – auf der Zeche Zollverein in Essen und im Gasometer Oberhausen, wo er für „Der Ball ist rund” zum 100. Geburtstag des DFB arbeitete.
„Die Helden-Ausstellung werde ich in der Konzeptphase bis zur Realisierung führen”, erklärt Osses. Hattingen und die Henrichshütte lägen ihm schon lange am Herzen, sagt er. „Für unsere Tauben-Ausstellung, habe ich eng mit Hattinger Brieftaubenzüchtern zusammengearbeitet.”