Hattingen. . Anwohner wenden sich in einem offenen Brief an Bürgermeister Dirk Glaser. Sie kritisieren die fehlende Nahversorgung und den Zustand der Straßen.
„Es kocht im Oberwinzerfeld“, sagt Rudolf Kellerhoff. Die Anwohner ärgern sich, denn mit ihrem Stadtteil ginge es mehr und mehr bergab. Und das haben sie nun auch Bürgermeister Dirk Glaser in einem offenen Brief mitgeteilt. Der verspricht baldige Besserung.
Seit drei Jahren werde die Situation schwieriger, erklärt Kellerhoff. Besonders die Schließung des Lebensmittelmarktes an der Mozartstraße war für die Anwohner ein herber Verlust. „Die Stadt flüchtet sich hinter das Argument, die Investoren wollten große Parkplätze. Aber hier verkommt alles“, kritisiert Kellerhoff. Der evangelischen Gemeinde sei es zu verdanken, dass es im Lottoladen nun Dosenfleisch und Tütensuppen gebe – und Fahrdienste zu Supermärkten. „Aber soll Pfarrer Bodo Steinhauer den Senioren demnächst auch noch die Haare schneiden“, fragen die Anwohner den Bürgermeister.
Treppe und Straßen auf dem Sanierungs-Plan
„Die Stadt schmückt sich mit Wohnungsneubau, aber die Infrastruktur stimmt nicht“, beschweren sich die Winz-Baaker. „Insgesamt steht es um Einzelhandel und Gastronomie nicht gut“, weiß Familienvater Lennart Lehmhaus. Ein Blumenladen, Frisör, Hofladen, eine Gaststätte, ein Kiosk, eine Arztpraxis und Fußpflege, alles habe nach und nach geschlossen, so die Unterzeichner des Briefes.
Dazu kommt der schlechte Zustand der Wege. Regerstraße, Denkmalstraße und obere Dahlhauser Straße seien Schlaglochpisten. Die Fußweg-Treppen an der Bochumer Straße/Schützstraße und unteren Dahlhauser Straße sind gesperrt.
„Die Treppe an der Bochumer Straße wird kurzfristig gemacht“, verspricht Bürgermeister Glaser. Einen genauen Zeitraum kann er noch nicht nennen. Bei der anderen Treppe sei die Lage schwierig, weil das Gelände nicht alleine der Stadt gehört. Die Dahlhauser- und Denkmalstraße stünden aber auf dem „engen Plan der Straßen, die bis 2020 gemacht werden sollen“.
Gespräche mit Lebensmittelhändlern scheiterten
Den Vorwurf, er kümmere sich nicht genug, möchte Glaser nicht auf sich sitzen lassen. Nach dem Weggang des Edeka-Marktes habe es „unzählige Gespräche“ gegeben, die aber an der Platzfrage scheiterten. „Die Stadtverwaltung ist kein Unternehmer. Wir können nicht künstlich einen Tante-Emma-Laden installieren“, betont Glaser.
Zudem habe zum Beispiel der Bäcker nachmittags geschlossen, weil sich das Geschäft nicht lohne. „Das sind die Zeichen der Zeit: Junge Familien gehen nicht mehr um die Ecke zum Einkaufen.“ Für Ältere gebe es aber ehrenamtliche Angebote – zum Beispiel der Kirchengemeinde. „Wir versuchen das mit Ehrenamtlichen zu lösen. Das finde ich gut und wichtig“, unterstreicht der Bürgermeister.
Die Verfasser des Briefes hat er zum Gespräch eingeladen. Für die Bürger sei er jederzeit ansprechbar.