Hattingen. . Thomas Röthig besuchte extra die Bürgermeister-Schule. Dirk Glaser machte sein Engagement bei Regionale Südwestfalen fit fürs Bürgermeister-Amt.
Neun Monate Sylt, drei Monate Hattingen. So lässt sich das Rentnerleben doch aushalten. Vorbei die Zeiten, in denen Thomas Röthig sein Herz an die Politik verschenkt hatte, auf eine „Bürgermeister-Schule“ ging, um nach dem „Crashkurs Verwaltung“ erster unabhängiger Bürgermeister von Hattingen zu werden.
Der gelernte Industriekaufmann, Jahrgang 1953, scheint in sich zu ruhen, ist nach wie vor engagiert, nimmt das Leben so wie es ist. „Ich bereue nur Sachen, die ich nicht gemacht habe“, sagt er. Alles andere sei in Ordnung, so wie es gelaufen ist. Im Rückblick nach zwanzig Jahren analysiert er den Verlauf damals: „Zum einen war ich zu unerfahren und die Menschen waren vielleicht zu konservativ, um einen Parteilosen an der Stadtspitze zu akzeptieren.“
Kandidat setzte auf die falschen Themen
Zum anderen habe er aber auch auf die falschen Themen gesetzt. Er habe sich in erster Linie um die Jungen gekümmert, hätte aber aus heutiger Sicht mehr die Senioren und ihre Probleme und Bedürfnisse im Auge haben sollen. Er wollte frischen Wind in die Stadtverwaltung bringen, dafür sorgen, dass Hattingen touristisch bekannt wird und endlich eine Partnerstadt bekommt. „Ich kenne keine andere Stadt, die auf dem Gebiet einfach nichts tut“, sagt Röthig. Aber das Kapitel sei für ihn längst abgeschlossen. „Ich bin zu früh auf die Bühne getreten.“
„Es kann wohl sein, dass die Zeit damals für einen parteilosen Kandidaten noch nicht reif war“, meint der parteilose Hattinger Bürgermeister Dirk Glaser. Den Wahlkampf Röthigs mit richtigen oder falschen Themen wolle und könne er nicht beurteilen. „Den hab’ ich nur von außen miterlebt.“
Erfahrung mit der Politik bei der Regionale
Klar ist, dass Glaser keine Bürgermeisterschule besucht, aber viel Verwaltungserfahrung beim Aufbau der Regionale Südwestfalen erworben hat. „Es ist ein Strukturförderprogramm, an dem 59 Kommunen und fünf Kreise beteiligt sind. Da bin ich sehr viel mit politischem und kommunalpolitischem Geschehen konfrontiert worden, das war wichtig. Ohne die Erfahrung hätte ich mir das Bürgermeister-Amt nicht zugetraut“, sagt er.
Röthigs Lebensmittelpunkt liegt seit Jahren auf der beliebten Insel Sylt – auch dort ist er im Sozialsponsoring aktiv. Seit 2015 ist er außerdem ehrenamtlicher Betreuer des südafrikanischen Teams des „Hobie World Cat“ auf Sylt, einer exklusiven Regatta, bei der nur Teams der weltbesten Hobie (16 Segler) teilnehmen dürfen. Röthig (64) bezeichnet sich selbst als gottesfürchtigen Menschen. Sein Motto: „Leben und leben lassen.“