Hattingen. . Hattinger finden eine Diesel-Verteuerung ärgerlich. Der Markt habe aber immer schon gewankt. Umsteigen wollen die meisten noch nicht.

Udo Bruckmann (50) steht an der Zapfsäule und tankt Diesel. Sein feuerroter VW-Bus ist sein ganzer Stolz. 1,14 Euro kostet ein Liter an der Esso-Tankstelle Martin-Luther- Straße gerade. Glaubt man Statistiken, wird der Preis in den nächsten Wochen und Monaten immer weiter ansteigen. Der vergangene Monat war der teuerste für Dieselfahrer im Kalenderjahr 2017. Der Grund: Der Preis für Rohöl, das zur Herstellung des Sprits benötigt wird, ist in die Höhe geschnellt. Das versetzt die meisten Dieselfahrer nicht gerade in Euphorie.

Bekanntlich ist Diesel aber immer noch deutlich günstiger als Benzin. Das kommt daher, dass Benzin von der Regierung höher versteuert wird. Auf den Endpreis wirkt sich das negativ aus. Außerdem verbraucht ein Benziner wesentlich mehr Sprit auf hundert Kilometern. Auf den ersten Blick scheint ein Dieselauto also viele Vorteile zu haben, wäre da nicht der Abgasskandal.

Rückrufe und Wertverlust

Einige Autohersteller, zum Beispiel VW, BMW oder Audi, haben Abgaswerte ihrer Dieselfahrzeuge manipuliert. Die Autos stoßen deutlich mehr Emissionen aus als ursprünglich bekannt war. Gesetzlich ist geregelt, wie viel Schadstoffe ein PKW ausstoßen darf. Nur Fahrzeuge, die diese Grenze einhalten, werden vom Staat zugelassen. Am 18. September 2015 gab der VW-Vorstand den Verstoß erstmals öffentlich zu. Für die Autofahrer hat das Folgen: Rückrufe, aufwendige Softwareupdates, mögliche Fahrverbote, Wertverlust.

Die Stimmung bei Hattingern ist weitestgehend entspannt. „Klar ist es ärgerlich, wenn der Diesel teurer wird. Aber das lässt sich ja nicht ändern“, heißt es von allen Seiten. „Der Markt war schon immer ziemlich im Wanken“, wirft Thomas Hennig (50) ein. „Der Preis ändert sich alle paar Minuten. Mal ist Sprit teurer, mal günstiger. Das betrifft ja nicht nur Diesel.“ Deshalb sei es für ihn wenig sinnvoll, auf einen Benziner umzusteigen.

Firmen sollen Emmissionen reduzieren

Diese Meinung teilt Marco Rollert (49). Er fährt einen Ford S-Max. Ein Update braucht sein Auto nicht, da die Software dem neuesten Standard entspricht. „Natürlich gefällt es mir nicht, dass die Hersteller geschummelt haben und die Abgaswerte höher sind als angenommen“, sagt er. „Aber die Umwelt wird ohnehin so sehr verschmutzt, dass das kaum ins Gewicht fällt. Die großen Firmen sollten als erstes ihre Emissionen reduzieren. Dann können wir weiter sehen.“ Ob er sich ein Elektroauto anschaffen würde? „Nein. Die Technik ist im Moment noch nicht genug ausgereift.“

Auch vor drohenden Fahrverboten fürchtet sich noch niemand. Fast alle Lieferwagen der Paketzusteller fahren mit Dieselkraftstoff – wie auch die Sattelzüge der Speditionen.

Die Logistik-Unternehmen haben gar keine andere Wahl als auf den Dieselantrieb zu setzen. Das wird vermutlich auch noch Jahrzehnte so bleiben. Einfach weil es keine Alternative gibt.