hattingen. . Soziale Kälte und schwierige Lebensumstände sorgen für Mitgliederzulauf beim Sozialverband. Viele Menschen sind finanziell am unteren Limit.

Viele Vereine klagen über Mitgliederschwund. Der Sozialverband VdK hat dagegen regen Zulauf. Der Grund dafür ist allerdings alarmierend: Unsicherheit, Angst vor der Zukunft und finanzielle Probleme der Menschen sorgen für Eintritte. Soziale Kälte und schwierige Lebensumstände lassen die Zahlen in die Höhe klettern.

Sie machen auch schon 45- oder 50-Jährige zu Mitgliedern in einem Verband, der sich früher um Kriegerwitwen und alte Menschen kümmerte. Gegründet wurde der VdK als Verband der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner Deutschlands.

Sorgen um den Arbeitsplatz

„Natürlich haben wir alte Leute im VdK“, sagt Helmut Hörster vom Verband in Welper. Manchmal würden Ärzte Betreffenden, die es nicht mehr allein schaffen, dazu raten, sich beim VdK Hilfe zu holen. Viele brauchten Unterstützung bei Schreiben von Behörden. Bei der Überprüfung von Renten wird Hörster klar, „dass sehr viele Menschen finanziell am unteren Limit sind. Speziell Frauen“. Diese sozialen Probleme müssen seiner Einschätzung nach unbedingt politisch angegangen werden.

Aber auch junge Leute schreckten davor zurück, sich etwas Eigenes anzuschaffen, eine Wohnung zu beziehen, sesshaft zu werden. Sie hätten Angst im Job und machten sich Sorgen, was in den nächsten Jahren aus dem Arbeitsplatz wird. Angst und Unsicherheit machten krank und verursachten psychische Probleme. „Die soziale Unsicherheit, die die Leute heute haben“, sieht Hörster, seit über 20 Jahren Vorsitzender in Welper, als Grund für den Anstieg der Zahlen.

Bedarf an Sozialberatung

Hörster kann nicht verstehen, dass jemand, der sein Leben lang gearbeitet hat, nicht von seiner Rente leben kann. Frauen von Facharbeitern, die Kinder großgezogen hätten, empfänden es als ungerecht, nach dem Tod des Mannes zum Sozialamt zu müssen. Viele muss der VdK dazu überreden, zu beantragen, was ihnen zusteht. Der Welperaner ist auch Vertreter der Behinderten im Kreisverband.

Laut Rechtsberaterin Gisela Dresbach steigt der Bedarf an Sozialberatung. Probleme bekommen Menschen nach längerer Krankheit, nach dem Verlust des Arbeitsplatzes und wenn Hartz IV droht.

Die meisten Mitglieder

Sowohl in Hattingen als auch kreisweit im VdK Hagen-Ennepe-Ruhr wurde ein neuer Höchststand bei den Mitgliederzahlen erreicht. Spitzenreiter bei den Neuaufnahmen unter den 17 Ortsverbänden – bis Mitte November waren 646 Mitglieder beigetreten – war der Ortsverband Hattingen mit 88 Anmeldungen. Der VdK Hattingen verzeichnete am 14. Dezember 2017 insgesamt 1112 Mitglieder, was einen Zuwachs von 43 Mitgliedern seit dem 1. Januar bedeutet.

Hattingen sei nicht nur der mitgliederstärkste Ortsverein, sagt Jürgen Scholz als stellvertretender Vorsitzender des VdK Hattingen. Zusammen mit Welper sei man fast schon ein kleiner Kreisverband, erklärt er.