Hattingen. . Zur Ruhe kommt Frank Bottenberg erst am ersten Weihnachtstag. Bis dahin hat er Reden vorbereitet, Krippenspiele einstudiert und Trost gespendet.

„Nach dem Totensonntag legt sich so langsam der Hebel bei mir um“, erklärt Pfarrer Frank Bottenberg. Nach den stillen Feiertagen wird in den Kirchen und Gemeindehäusern langsam die Weihnachtsdekoration ausgepackt. Die Adventszeit des evangelischen Pfarrers beginnt jedoch schon viel früher und läuft oft parallel zu anderen Feiertagen, immerhin muss er für den vollen Terminkalender im Dezember vorbereitet sein. So richtig in Weihnachtsstimmung kommt Bottenberg erst kurz vor dem Fest.

Die erste Probe des diesjährigen Krippenspiels ist chaotisch. Wie sollte es auch anders sein. Mit dem Text in der Hand suchen die Kinder ihre Positionen. Der kleine Raum im Gemeindehaus von Sankt Georg ist rappelvoll. „So fängt es in jedem Jahr an“, weiß Frank Bottenberg, „doch das Krippenspiel ist immer etwas Besonderes und gehört einfach zu meiner Adventszeit dazu.“ So viel zeichnet sich bereits jetzt ab – am Heiligen Abend wird ein sehr modernes Krippenspiel in St. Georg zu sehen sein.

Geschenke-Stress und Kaufrausch als Themen

Passend dazu gestaltet der Pfarrer auch seine Predigt. „Wahrscheinlich werde ich den Geschenke-Stress und Kaufrausch vor Weihnachten aufgreifen“, verrät er. Er selbst nimmt sich auch immer vor, in der Adventszeit mehr zur Ruhe zu kommen – doch so recht klappt das nicht. Der Umschwung vom Totensonntag auf die Adventszeit sei groß. „Die Gemeinde hat Vorrang. Zuerst werden die öffentlichen Räume gestaltet.“ Da muss der heimische Weihnachtsschmuck schon mal warten.

Nachdem die ersten Dekorationen in die Kirche und das Gemeindehaus eingezogen sind, dreht sich beim Pfarrer bereits alles um die Weihnachtsfeiern. „Dafür muss ich Texte aussuchen und mir Gedanken machen, auch wenn ich mit der inneren Stimmung noch nicht im Advent bin.“ Nun ist Bottenberg bereits Gast auf den verschiedensten Feiern gewesen. Hat Kaffee getrunken, Plätzchen gegessen und konnte sich mit den Menschen austauschen. Auch wenn es im Vorfeld Arbeit bedeutet, sind es doch gerade diese Feiern, die ihn selbst auf Weihnachten einstimmen. „Die ganzen Geschichten und Erinnerungen, die dort geteilt werden. Vieles geht mir nah“, findet er.

Reden ist wichtig

Manchmal wird der 58-Jährige in der Adventszeit auch mit Schicksalsschlägen konfrontiert. Nachdem zum Totensonntag den Verstorbenen des vergangenen Jahres gedacht wird, fallen viele Betroffene vor den Festtagen erneut in ein Loch. „Die Weihnachtszeit legt noch mal eine Schippe auf die Trauer drauf. Viele haben Bilder vom gemeinsamen Familienessen im Kopf und merken, dass dies nicht mehr so sein wird“, weiß er aus Erfahrung. In solchen Momenten kommt es vor, dass sich die Trauerden an den Pfarrer wenden und einen Gesprächspartner suchen. „Reden ist wichtig.“

Zur Ruhe kommt Frank Bottenberg meist am ersten Weihnachtsfeiertag. Am Heiligen Abend leitet er noch zwei Gottesdienste. Mit der Bescherung in den eigenen vier Wänden wird es spät. „Jetzt geht das. Als die zwei Jungs noch kleiner waren, haben wir das auch schon mal am ersten Weihnachtstag gemacht“, erinnert er sich. Der Tag, an dem Frank Bottenberg die Adventszeit Revue passieren lässt und selbst zur Ruhe kommt.