Hattingen. . Vor zehn Jahren diskutierten Politik und Stadt über Projekte, die den Tauben helfen und die Stadt sauberer machen. Umgesetzt wurde damals nichts.
Viele Fans haben Stadttauben nicht. Eine aber setzt sich schon seit vielen Jahren für die Tiere ein. Zehn Jahre nach ihrem Vorstoß für ein Taubenprojekt will Brigitte Serrano nun einen neuen Versuch starten. Derweil beobachtet Vogelkundler Thomas Griesohn-Pflieger Veränderungen bei den Tauben im Stadtbild.
„Wenn die Leute ‘Ratten der Lüfte’ sagen, dann gehe ich in die Luft“, ärgert sich Brigitte Serrano. Denn das sei Quatsch. Auch Griesohn-Pflieger betont: „Tauben übertragen keine Krankheiten. Sie haben 40 Grad Körpertemperatur. Da gibt es kaum Erreger, die sich bei Mensch und Taube wohlfühlen.“ Zu diesem Thema hatte Vogelexperte Thorsten Kestner von der Vogelstation Paasmühle vor einigen Jahren ein Forschungsprojekt unterstützt und dabei Hattinger Tauben untersucht.
Zehn Jahre ist es her, dass Ratsfrau Brigitte Serrano eine Untersuchung der Taubensituation in Hattingen anregte. Das Ergebnis damals: Die Stadt konnte keine Häufung von Beschwerden über Stadttauben feststellen. Beklagt wurden nur vereinzelt störende Tiere vor Lebensmittelgeschäften und Verunreinigungen von Fassaden. Ein Gutachter erfasste die Taubenpopulation in der Stadt und bezifferte sie auf 40 bis 50 Tiere in der Innenstadt und insgesamt bis zu 140 Brutpaare.
„Die Schwerpunkte waren in der Innenstadt und bei der Hütte“, weiß Thomas Griesohn-Pflieger. An der Werksstraße habe die Population aber deutlich abgenommen, seit das Gebäude Nummer 40 nicht mehr als städtische Unterkunft genutzt werde, die Tiere dort deshalb weniger gefüttert würden. Überhaupt sei das Füttern, früher ein Problem, inzwischen nicht mehr weit verbreitet. „Tauben sind heute eher ein Tierschutzproblem, denn ein Ärgernis für die Bürger“, meint Griesohn-Pflieger mit Blick auf Drähte und Stacheln, die die Tiere von Fassaden fernhalten sollen und häufig zu Verletzungen führen.
Brigitte Serrano möchte den Tauben deshalb helfen. „Tauben mache dort hin, wo sie essen“, sagt sie. Deshalb möchte sie im kommenden Jahr gemeinsam mit Taubenfreundin Michaela Harbord, die verletzten Tieren hilft, eine Initiative für ein Taubenhaus starten. Dort könnten, um die Population der Vögel zu kontrollieren, Eier gegen Holzattrappen ausgetauscht werden. In anderen Städte wird das bereits erfolgreich praktiziert. Allein, eine solche Initiative braucht Mitstreiter.
Thomas Griesohn-Pflieger hat unterdessen noch eine ganz andere Beobachtung gemacht: Man sehe immer häufiger die größeren Ringeltauben statt der bekannten Stadttauben, die meist verwilderte Tiere aus Taubenschlägen sind. „Erst haben Stadttauben die Sperlinge verdrängt, jetzt verdrängen Ringeltauben allmählich die Stadttauben.“
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