Wie eine WAZ-Schlagzeile im November 1987 den Teenager Stefan Melneczuk aus Stüter über Nacht als Nachwuchs-Schriftsteller bekannt gemacht hat.
Was ist eigentlich aus der Schrankwand von damals geworden? Diese Frage musste ich, mittlerweile 47, schon vor Wochen beantworten. Da hatte ich in einem Anflug von Nostalgie „meinen“ allerersten Zeitungsbericht aus der WAZ einfach mal auf meiner Facebook-Seite platziert. Und auf dem Foto ist im Hintergrund das besagte Möbelstück im Wohnzimmer meines Elternhauses zu sehen. 30 Jahre liegt der Artikel nun schon zurück. Und er ist immer noch ein ganz besonderer.
Kein Wunder: Damals berichtete die Hattinger Zeitung über meine Teilnahme am Treffen Junger Autoren (TJA) in Berlin: Aus 747 Einsendern gehörte ein Gruselgeschichten schreibender Hügelländer zu den 23 Autoren, die im Rahmen des bundesweiten Nachwuchs-Wettbewerbs dorthin eingeladen wurden, um ihren Preisträger-Text vorzutragen. Was wir damals nicht wussten: Vor unserer Heimkehr haben die Berliner Festspiele die heimische Presse über jeden Gewinner informiert.
So klingelte wenige Tage später ein Reporter-Team der WAZ an der Haustür, um das damals 17 Jahre alte Nachwuchs-Talent zu seinen literarischen Ambitionen zu befragen. Der Rest ist Geschichte. Die Haare sind immer weniger geworden. Die Short Stories hingegen immer mehr. Und was wurde aus der besagten „Scheu vor dem Publikum?“ Nun, ich habe mich in den Jahren danach für so etwas wie eine Konfrontations-Therapie entschieden: Unter mehr als 100 Lesungen habe ich die besagte Scheu begraben. Die Zuhörerzahlen reichten von 2 (in Worten: zwei) bis 120. Macht mittlerweile echt Spaß.
So wurde der WAZ-Bericht anno 1987 gleich mehrfach zum Türöffner: Am Gymnasium in Holthausen, das ich als Quereinsteiger von der Realschule Grünstraße seit dem Sommer 1987 besuchte, war ich auf einen Schlag als etwas schüchterner Literat bekannt. Und das hat meinen sonst strengen Mathelehrer damals veranlasst, bei der Endnote Gnade walten zu lassen. Denn was mir mit Worten gelingt, ist bei Zahlen zuweilen nicht immer der Fall.
Referenzen bei Verlagen
Was aber (fast) noch wichtiger war: Presseberichte wie dieser machten mich auch bei Verlagen etwas bekannter. Es war natürlich super, einem neuen Manuskript gleich noch ein paar Zeitungsartikel als Referenz hinzuzufügen. Und irgendwann hatten die Bewerbungen Erfolg: Dem Hattinger Literaturpreis 1993 und einer Auszeichnung beim Ruhr-Futur-Wettbewerb 1997 der Ruhr-Universität, wo ich Geschichte studiert habe, folgten wenig später die ersten Buchveröffentlichungen – in rabenschwarzer Bescheidenheit. Im Rückblick war der erste Erfolg 1987 damals so etwas wie eine Initialzündung: Neben zwei Short-Story-Bänden habe ich bislang vier Romane veröffentlicht. Mit dem Smartphone-Thriller „Thunder Rising“ den letzten erst vor wenigen Wochen.
Und die Schrankwand? Die war irgendwann ein Fall für den Sperrmüll. Wenn man so will, dann macht das Möbelstück damit dem Titel alle Ehre, den damals meine unheimliche Short Story für Berlin hatte. Sie ist: Verschollen.
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