Hattingen. . St. Peter und Paul wirft Künstler Egon Stratmann vor, seine Kompetenzen überzogen zu haben. Leserin findet das Auftreten der Kirche scheinheilig.
- Katholische Kirche möchte die Namen der Zwangsarbeiter nicht auf das Mahnmal gravieren lassen
- Künstler schaltete russische Botschaft in Berlin ein, um Erde vom Moskauer Friedhof zu bekommen
- Wann das Ehren- und Mahnmal auf dem Blankensteiner Friedhof aufgestellt wird, ist unklar
„Wir wollten eine Gedächtnisstele für Zwangsarbeiter, der Künstler Egon Stratmann macht jetzt ein Grabmal daraus, das wollen wir nicht. Im Übrigen hat er seine Kompetenzen weit überzogen, hat die Botschaft in Berlin eingeschaltet und die Kriegsgräberfürsorge. Was soll das alles? Wir wollen keine Namen auf der Stele, das ist auch eine Kostenfrage.“ Winfried Langendonk, Pastor der Pfarrei St. Peter und Paul, ist sauer. Der Künstler, sagt er, wolle seine eigenen Vorstellungen durchsetzen. Das aber sei nicht seine Aufgabe. „Das Kunstwerk hätte schon lange aufgestellt sein können.“
Russische Botschaft besorgte Erde
„Ich will nicht meine Ideen durchsetzen, ich verstehe diese ganzen Dissonanzen nicht. Vor zwei Jahren habe ich den Auftrag bekommen, eine Gedächtnisstele zu schaffen. Ich habe zwei Entwürfe eingereicht, der zweite wurde genommen. Darin war auch ein Glasschrein vorgesehen, der mit russischer Erde gefüllt werden sollte.“
Stratmann bemühte sich privat, an die Erde aus dem Moskauer Friedhof zu kommen, kam aber nicht weiter. Da sei er auf die Idee gekommen, die russische Botschaft in Berlin um Hilfe zu bitten. „Da es sich um Kriegsgräber handelt, wurde nach dem Gesetz auch der Leiter der Kriesgräberfürsorge und Gedenken eingeschaltet, eine Abteilung bei der russischen Botschaft“, erzählt Stratmann, der der Kirche vorschlug, die Namen der 18 Zwangsarbeiter in die Stele einzugravieren. „Die Kosten übernimmt übrigens die Bundesrepublik. Die Stadt muss dafür einen Antrag beim Regierungspräsidenten stellen.“ Auch die russische Botschaft schlug vor, die Personaldaten einzumeißeln.
Rücksicht auf politische Lage
„Wir müssen berücksichtigen, dass wir heute eine andere politische Lage haben und nur Erde aus einem Staat die Gefühle des anderen Staats nicht wirklich aufnimmt“, schrieb Dr. Markus Oles, Mitglied im Kirchenvorstand an Stratmann. Man wisse noch nicht, wie man mit der neuen Situation umgehen solle.
Hattinger reagieren verärgert
Viele Hattinger sind indes verärgert über die Haltung der Kirche. Theo Weghaus schreibt, er sei für die CDU im Rat der letzte Vorsitzende des Wald- und Anlagenausschusses gewesen, der auch für Friedhöfe zuständig war. „Dieser Ausschuss hat sich nie Gedanken über außenpolitische Verwicklungen gemacht, wenn es um die Pflege des russischen Friedhofs ging. Wir sollten jede Gelegenheit nutzen, an die Opfer der Kriege zu erinnern, ganz gleich, ob sie aus Russland oder der Ukraine kamen.“
„Ich finde das Verhalten der Kirche schändlich dem Künstler gegenüber. Herr Stratmann bekommt erst den Auftrag für ein so wichtiges Denk- und Mahnmal, welches dann im Lager bleibt, um kein Aufsehen zu erregen. Das nenne ich ein Politikum und scheinheiliges Auftreten“, schreibt Helga Sklorz, eine „Christin und Pädagogin“.