Hattingen. . Lärm gibt es in Hattingen nur an den stark befahrenen Landesstraßen. Daran lässt sich allerdings für die betroffenen Anwohner kaum etwas ändern.

  • Lediglich an den stark befahrenen Landesstraßen werden die Lärm-Grenzwerte überschritten
  • Maßnahmen zum Lärmschutz sind aber meist freiwillig und für die Anwohner nicht vorgesehen
  • Wohngebiete werden aber besonders geschützt durch Tempolimits und LKW-Fahrverbote

Für alle Lärmgeplagten der Region ist Hattingen eine Oase der Ruhe. Dennoch waren zuletzt 745 Menschen von Umgebungslärm betroffen. Besonders die stark befahrenen Landesstraßen sind laut. Jetzt wird die akustische Belastung in der Stadt neu untersucht. Erneut sind aber kaum Maßnahmen zur Lärmminderung zu erwarten, denn die sind freiwillig.

Erstellt wird die Lärmkarte für Kommunen außerhalb der Ballungsräume vom NRW-Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz. Alle fünf Jahre muss sie aktualisiert werden. „Weil die notwendigen Verkehrsdaten durch den Bund verspätet geliefert wurden, hat sich die Fertigstellung leider verzögert“, erklärt Ministeriumssprecherin Tanja Albrecht. Die neuen Lärmkarten kündigt sie für Anfang 2018 an.

Landesstraßen sind Hauptlärmquellen

Die Stadt erstellt auf deren Grundlage einen Lärmaktionsplan. Als Hauptlärmquellen wurden zuletzt die Kohlenstraße, die L 651 (Bredenscheider bis Wuppertaler Straße), L 705 (Hüttenstraße/ August-Bebel-Straße), Nierenhofer Straße und L 924 (Schulstraße/Blankensteiner Straße) ausgemacht. Die Bilanz des noch aktuellen Lärmaktionsplanes fällt aber sehr überschaubar aus.

Hattingen ist eine Oase der Ruhe in der Region.
Hattingen ist eine Oase der Ruhe in der Region. © Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen

„Das Problem ist, dass für die Landesstraßen Straßen NRW zuständig ist“, erklärt Yvonne Oldach, die für die Stadt den Lärm im Blick behält. Und: Auf die Durchführung von lärmmindernden Maßnahmen besteht kein Rechtsanspruch, Haushaltsmittel sind nicht vorgesehen und auch Straßen NRW hatte freiwillige Maßnahmen abgelehnt.

Aber: Yvonne Oldach freut sich, dass in den vergangenen Jahren zahlreiche der Landesstraßen in Hattingen neue Asphaltdecken bekommen haben. „Das halbiert fast die Lärmbelastung“, sagt sie. Sogenannten Flüsterasphalt verbaut Straßen NRW dabei übrigens nicht. „Bei Straßen, auf denen nur um die 50 Stundenkilometer gefahren wird, ist das wenig effektiv, weil die Fahrgeräusche nicht so laut sind“, erklärt Karl-Josef Fischer, Sprecher des Landesbetriebs.

Wohngebiete werden geschützt

Auch eine Geschwindigkeitsbegrenzung zur Verminderung des Verkehrslärms käme für die meisten der „Lärmstraßen“ nicht in Frage. Denn: „Wir wollen die Wohngebiete schützen“, betont Yvonne Oldach. Würde das Tempo an den Hauptstraßen reduziert, fürchtet die Stadt, der Verkehr könne sich in die Wohngebiete verlagern. Das sollte zum Beispiel mit einem LKW-Fahrverbot in der Südstadt verhindert werden.

In jedem Neubaugebiet muss ein Lärmgutachten eingereicht werden. Die Stadt könne dem Bauherrn Lärmschutzmaßnahmen, wie spezielle Fenster, vorschreiben. Für eine Lärmsanierung älterer Gebäude können Besitzer Mittel beim Land beantragen. „Die sind aber an Bedingungen gebunden“ und eine freiwillige Leistung des Landes, weiß Yvonne Oldach. Nur bei einem grundlegenden Umbau einer Straße besteht ein Anspruch der Anwohner auf Lärmschutzmaßnahmen.

>>> Lärm-Grenzwerte für den Tag und die Nacht

Bei der Lärmbelastung unterscheidet das Land in den zulässigen Höchstwerten zwischen Tages- und Nachtgrenzen. Am Tag sollen 65 bzw. 70 Dezibel, in der Nacht 55 bzw. 60 Dezibel nicht überschritten werden.
In Hattingen sind so tags maximal 745 bzw. 146, nachts 871 bzw. 253 Menschen betroffen.