Hattingen. . Die vergilbten Ausgaben der Westdeutschen Arbeiter-Zeitung schlummern in der ersten Etage des kleinen Bruchsteinhauses am Domplatz.

Beherzt öffnet Michael Kriwet die Tür des schweren Eisenschrankes. Einen Zeitungsband nach dem anderen zieht der Vorsitzende des Fördervereins „Nikolaus-Groß-Haus Niederwenigern“ daraus hervor. Die vergilbten Ausgaben der Westdeutschen Arbeiter-Zeitung schlummern in der ersten Etage des kleinen Bruchsteinhauses am Domplatz. Sie enthalten viele Artikel des rebellischen Journalisten Groß.

Unweit des eisernen Schrankes steht noch die alte Schreibmaschine von Nikolaus Groß. Allerdings hat der Widerstandkämpfer nur selten seine Finger über die Tasten fliegen lassen. „Groß hat vieles mit der Hand geschrieben“, weiß Pastor Mirco Quint. Bereits mit 23 Jahren war Groß Hilfsredakteur der Zeitung „Bergknappe“, kurz nachdem er zum Jugendsekretär in der christlichen Bergarbeitergewerkschaft ernannt wurde.

Zu Beginn des Jahres 1927 wechselt Groß als Hilfsredakteur zur Westdeutschen Arbeiter-Zeitung, dem Organ der Katholischen Arbeiter-Bewegung (KAB). Nur wenig später war er als Chefredakteur dafür verantwortlich. Angesichts des aufkeimenden Nationalsozialismus wurden die Töne von Nikolaus Groß deutlicher. „Er äußerte offen Kritik und war den Leuten ein Dorn im Auge“, so Quint.

Einige Monate nachdem Hitler an die Macht kam, wurde die Arbeiterzeitung der KAB als „staatsfeindlich“ eingestuft. Ein klares Warnsignal für Groß, der nun versuchte, zwischen den Zeilen zu schreiben. Ohne Erfolg: Im November 1938 wurde die Zeitung verboten, die bereits in „Ketteler Wacht“ umbenannt worden war.

Selbst als das Regime 1941 eine Papiersperre verhängte, hielt das Nikolaus Groß nicht vom Schreiben ab. Von 21 Kleinschriften sind allerdings nur acht im Besitz des Museums. Alle anderen seien vergriffen. Bisher verbergen sich die Zeitungen zwar in einem Schrank, doch das soll sich ändern. „Das Museum lebt von Spenden und wird dann immer um ein Stück erweitert, wenn Geld da ist“, erklärt Quint, „die Zeitungen wollen wir hinter Glas ausstellen und immer von Woche zu Woche weiterblättern.“

>>> Das Nikolaus-Groß-Haus in Niederwenigern, Domplatz 2a, hat sonntags 10.30 bis 12 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Zu erreichen sind die Mitarbeiter unter 4 01 20.