Hattingen. . Vor Milliarden von Jahren herrschte auf der Erde eine anaerobe Atmosphäre. Allerdings waren die Stromatolithe auch Zeugen der ersten Umweltkatastrophe überhaupt.
„Dieser kleine Stein ist dafür verantwortlich, dass die Welt so ist wie sie ist“, erklärt Robert Laube, Leiter des Industriemuseums Henrichshütte. Der Stein ist ungefähr so groß wie ein Golfball und schimmert rötlich-braun. Diese Stromatolithe lassen sich überwiegend an australischen Stränden finden. Hier sieht man sie eher selten. Doch sie waren Zeugen, als vor Milliarden von Jahren Leben auf der Erde entstand. Künftig sollen Stromatolithe ein fester Bestandteil der Ausstellung an der Henrichshütte werden.
Vor Milliarden von Jahren herrschte auf der Erde eine anaerobe Atmosphäre. Das heißt, es gab keinen freien Sauerstoff. In den Ozeanen schwammen einzellige Organismen herum, die ohne Sauerstoff leben konnten. Unter sie mischten sich Einzeller, die mit Hilfe von Photosynthese Sauerstoff ausschieden. Die Cyanobakterien, auch Blaualgen genannt, besiedelten als eine Art Schwarm seichte und küstennahe Bereiche des Ur-Ozeans.
Die Blaualgen schieden bei der Photosynthese Kalk aus. Dieser schloss die Bakterien ein und sie starben ab. Allerdings stand schon eine neue Generation Mikroorganismen bereit, die den Kalk in einer dünnen schleimigen Schicht überzog. So wuchsen die lebenden Steine, Stromatolithe genannt, immer weiter. Aufgeschnitten lassen sich auch heute noch einzelne Schichten erkennen.
Manchmal verbanden sich jedoch auch mikroskopisch kleine Eisenpartikel mit dem Sauerstoff der Einzeller und sanken als Sediment zu Boden – es bildeten sich Bändereisenerze. „Auf diese Weise kam das Erz nach Hattingen“, erklärt Laube. Deshalb passt der kleine Stromatolith so gut in das Museum. Dort steht noch die alte Erzbrücke, die als Lager für die Materialien diente, die bei der Roheisenerzeugung im Hochofen benötigt wurden. „Heute haben wir ein Erzkabinett dort eingerichtet“, so Laube. In unmittelbarer Nähe soll in den nächsten Jahren ein weiterer Ausstellungsraum eingerichtet werden, der die Geschichte der Erzentstehung erzählt.
Allerdings waren die Stromatolithe auch Zeugen der ersten Umweltkatastrophe überhaupt. Irgendwann war der Ozean mit Sauerstoff übersättigt. Der wurde an die Atmosphäre über der Wasseroberfläche abgegeben – ein Todesurteil für anaeroben Lebewesen. „Wir sind aus einer Katastrophe entstanden“, so Laube „spannend oder?“
>>> Öffnungszeiten sind dienstags bis sonntags und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr. Der letzte Einlass findet an der Werksstraße 31 bis 33 um 17.30 Uhr statt. Erwachsene zahlen 4 Euro Eintritt, Kinder und Jugendliche 1,50 Euro. Ermäßigt kostet ein Ticket 2,50 Euro. Täglich findet um 11.30 Uhr eine öffentliche Führung für einen Aufpreis von 2 Euro statt.
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