Hattingen. . Hinter den dicken Bruchsteinmauern von Haus Kemnade schlummern musikalische Schätze. Gerade die Drehleier ist Melanie Richter, zweite Vorsitzende des Fördervereins, ans Herz gewachsen.
Hinter den dicken Bruchsteinmauern von Haus Kemnade schlummern musikalische Schätze. Die Sammlung des Ehepaares Grumpt umfasst rund 1800 Musikinstrumente, von denen viele wahre Exoten aus längst vergangenen Jahrhunderten sind. Gerade die Drehleier ist Melanie Richter, zweite Vorsitzende des Fördervereins, ans Herz gewachsen. Auch Musikwissenschaftlerin Arntrud Reuter schwärmt vom Saiteninstrument mit Klaviatur.
Die drei Drehleiern in der Vitrine sehen aus, als hätten ihre Erbauer einfach verschiedene Instrumente zusammengeschustert. Auf die Körper von Lauten oder Geigen wurden Tasten montiert. „Werden die vom Spieler gedrückt, verändert sich die Länge der Saiten im Inneren“, erklärt Arntrud Reuter. So wie bei einer heutigen Gitarre die Tonhöhe verändert wird.
Allerdings müssen auch die Saiten einer Leier erst einmal zum Schwingen gebracht werden. Dafür streicht der Spieler nicht mit einem Bogen über das Instrument, sondern dreht mit Hilfe einer Kurbel das Scheibenrad, über das die Saiten gespannt sind. Auf der Melodiesaite werden mit Hilfe der Tasten die Töne abgegriffen. Die sogenannten Bordun-Saiten erzeugen währenddessen einen Grundton. So ähnlich wie die Pfeifen über der Schulter eines Dudelsackspielers, der musikalische Akzente schließlich mit seinem Fingern setzt.
Selbst der sagenhafte Artus-Ritter Tristan soll ein Drehleier-Spieler gewesen sein. „Im 11. und 12. Jahrhundert, als das Instrument gespielt wurde, haben die Minnesänger zu den Klängen ihre Lieder vorgetragen“, weiß Reuter, „doch irgendwann hat das den Zuhörern nicht mehr gereicht.“
Zur Zeit von Komponist Franz Schubert ist die Drehleier bereits zu einem Instrument für Bauern und Jahrmarktleute geworden. „Daher kommt auch der Begriff des Leiermanns aus Schuberts Winterreise“, erklärt Reuter. In heutigen Konzertsälen würde die Drehleier sang- und klanglos untergehen. Das Instrument, wie viele mittelalterliche Instrumente, ist vom Klang für eine leise Atmosphäre und kleine Räume ausgelegt. „Aber die meisten Instrumente aus unserem Fundus sind noch spielbar und werden ab und an auch bei Konzerten benutzt. Doch bei manchen lohnt es sich nicht, sie überholen zu lassen“, sagt Melanie Richter vom Förderverein.