Hattingen. . In den vergangenen Monaten haben deutlich mehr Menschen in Hattingen ein Obdach gesucht. Die Stadt will sie jetzt in Wohncontainern unterbringen.
- 18 Männer und zwei Frauen ohne Wohnung werden derzeit von der Stadt betreut
- Häufig werden vor allem junge Menschen zu Hause rausgeworfen
- Die Wohnungslosen sollen künftig in einem Wohncontainer an der Werksstraße unterkommen
Die Zahl der Wohnungslosen in Hattingen ist drastisch gestiegen. Die Gründe sind vielfältig. „Der Wohnungsmarkt ist abgegrast“, sagt Birgit Land. Sie leitet seit März die Wohnungslosenhilfe der Diakonie. Und beobachtet seither: „Immer mehr Eltern schmeißen Jugendliche zu Hause raus.“
Die Entwicklung beunruhigt sie zutiefst. Als Birgit Land nach Hattingen kam, seien drei, vier Männer obdachlos gewesen. Jetzt sind es 18 und zwei Frauen. Letztere leben in einer städtischen Wohnung. Die Männer sind im Gebäude Werksstraße 40 untergebracht, das an den Landschaftsverband Westfalen-Lippe verkauft werden und vom Industriemuseum genutzt werden soll.
Auseinandersetzungen mit Flüchtlingen vermeiden
Die männlichen Wohnungslosen sollen in Wohnmodul D eine neue Bleibe finden. Nicht weit weg, an der Werksstraße 34. Um das Gebäude will die Stadt für 3000 Euro einen Zaun ziehen, damit sich Wohnungslose, die dort auch einen eigenen Eingang haben, und Flüchtlinge nicht ins Gehege kommen. „Die Erfahrungen haben gezeigt, dass es bei der gemeinsamen Unterbringung zu vermehrten Spannungen und Auseinandersetzungen kommt“, begründet die Stadt die geplante Abgrenzung der Bereiche, die auch bei der derzeitigen Unterbringung gegeben ist.
Die Umzugspläne wird die Verwaltung dem Sozialausschuss kommende Woche vorstellen. „Aufgrund des speziellen Personenkreises und zur Vermeidung von Gewalteskalationen“ sollen die Männer, die keine Wohnung haben, in der Regel in Einzelzimmern untergebracht werden. Stefanie Berkermann, Leiterin der Abteilung Soziales und Wohnen, prüft, wer mit wem auskommt und zu zweit untergebracht werden kann. In Wohnmodul D stehen auf zwei Etagen 20 Wohneinheiten zur Verfügung.
Angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt
Da die Lage auf dem Wohnungsmarkt weiter angespannt sei, rechnet die Stadt mit einem weiteren Anstieg der Wohnungslosenzahl. Zusätzliche Unterbringungsmöglichkeiten würden geprüft, Präventionsmaßnahmen zur Verhinderung von Wohnungslosigkeit mit der Diakonie und Resozialisierungsprogramm weiterentwickelt.
Birgit Land beobachtet, dass immer häufiger junge Leute bis 25 Jahre zu Hause rausfliegen. Die Gründe dafür beschrieb sie bereits kurz nach ihrem Dienstantritt in Hattingen: Zum Beispiel, weil in der Familie kein Zimmer mehr frei für die jungen Menschen ist, wenn Eltern mit neuen Partnern zusammenziehen. Ihnen eine Wohnung zu besorgen, werde angesichts der angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt immer schwieriger. Und: „Bis dringend benötigte Sozialwohnungen gebaut sind, wird es noch dauern“, so Stefanie Berkermann.