Hattingen. Experten klären beim Altstadtgespräch über die Behandlung von Patienten auf und geben wertvolle Tipps für den Ernstfall und zur Vorsorge.

  • Experten klären beim Altstadtgespräch über die Behandlung von Patienten auf
  • Warnsignale wie Bluthochdruck ernst nehmen und mit dem Hausarzt sprechen
  • Stroke Unit und Zentrum für Altersmedizin werden vorgestellt

„Lange war der Schlaganfall ein Stiefkind der Medizin“, erklärt Chefarzt Dr. Rainer Poburski vom Evangelischen Krankenhaus an der Bredenscheider Straße. Bei jährlich 270 000 Schlaganfall-Patienten bundesweit verwundert das schon, schließlich ist es die dritthäufigste Todesursache. Seit zwanzig Jahren hat sich die Behandlung von Patienten deutlich verbessert, so gibt es im EvK eine Stroke Unit, die vor zehn Jahren eingerichtet wurde. Dort werden Patienten mit Verdacht auf einen Schlaganfall engmaschig überwacht, ähnlich wie auf einer Intensivstation.

Warnsignale ernst nehmen

Am Mittwochabend informierten sich Betroffene, Angehörige und Interessierte über das Thema. Im Rahmen der Altstadtgespräche des Netzwerks „Med in Hattingen“ und der WAZ stellten sich neben Dr. Rainer Poburksi auch Dr. Christine Bienek, Chefärztin des Zentrums für Altersmedizin, am St.-Elisabeth-Krankenhaus in Niederwenigern den Fragen der Besucher. WAZ-Lokalchef Ulrich Laibacher moderierte.

Altstadtgespräch vor Ort: Thema Schlaganfall im St. Elisabeth Krankenhaus in Niederwenigern.
Altstadtgespräch vor Ort: Thema Schlaganfall im St. Elisabeth Krankenhaus in Niederwenigern. © Biene Hagel

Poburski behandelt mit seinem Team die Akut-Patienten, vier Betten stehen dazu in der Stroke Unit bereit. Wichtig sei, dass bei einem Verdacht sofort gehandelt wird. Denn, so erklärt der Neurologe: „Gefäßverschlüsse im Gehirn kann man meistens innerhalb von drei Stunden durch die Vergabe von speziellen Medikamenten auflösen.“

Um dem Risiko Schlaganfall entgegenzuwirken, empfehlen die Experten, Warnsignale wie Bluthochdruck und Vorhofflimmern ernst zu nehmen und mit dem Hausarzt zu sprechen. Rauchen, Fettleibigkeit und Bewegungsmangel können ebenfalls einen Schlaganfall begünstigen und nicht nur ältere Menschen treffen. „Auch wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihr Herz manchmal stolpert, sollten Sie zu ihrem Arzt gehen. Der kann ein Langzeit-EKG veranlassen, das aussagekräftiger ist und Hinweise auf Erkrankungen geben kann“, erklärt Christine Bienek.

Schlaganfallpatienten kommen auf die Station von Dr. Rainer Poburski, wo sie in der Regel zwei bis drei Tage bleiben. „Es können auch andere Ursachen wie eine starke Migräne hinter Sehstörungen, Schwindel und Missempfinden im Gesicht stecken“, meint der Spezialist. Nach der Akutbehandlung werden Patienten auf normale Stationen, in eine Reha-Maßnahme oder in das Zentrum für Altersmedizin überwiesen.

Sozialarbeiter sind wichtig

Dort arbeitet ein multiprofessionelles Team aus Logopäden, Ergotherapeuten, Pflegern und Ärzten. „Besonders wichtig ist die Arbeit mit dem Sozialarbeiter“, weiß Bienek. Spätestens am zweiten Tag nimmt der Kontakt zu dem Patienten auf, um zu planen, wie es nach dem Aufenthalt in der Klinik zu Hause weitergeht.

Schlaganfall-Patienten bleiben etwa zwei bis drei Wochen im Krankenhaus, da sie fit gemacht werden müssen für eine Reha oder die Rückkehr nach Hause. Einige müssen das Schlucken und Sprechen neu lernen oder mit ihrem eventuell teilweise gelähmten Körper zurecht kommen. Christine Bienek setzt neben der täglichen Therapie auf Hilfe zur Selbsthilfe. „Die Patienten sollen ihre Selbstständigkeit wiedererlangen. Das passiert in kleinen Schritten und wird vom ersten Tag an geübt“, erklärt die Chefärztin.