Hattingen. . Vor 40 Jahren wurde an der Moltkestraße der erste „Weltmünzer“ eingeweiht. Heute gibt es in Hattingen noch zwölf öffentliche Fernsprecher.
- Der „Weltmünzer“ hatte im Gegensatz zu den bisherigen Telefonzellen Tasten statt Wählscheibe
- Heute gibt es in Hattingen noch zwölf öffentliche Telefone, die meisten in der Innenstadt
- Werden monatlich an einem Telefon weniger als 50 Euro Umsatz erzielt, ist es nicht mehr wirtschaftlich
Im Oktober 1977 war für Hattingen die Sensation perfekt. Der erste elektronische öffentliche Fernsprecher wurde vor der Post an der Moltkestraße in Betrieb genommen. Vorbei die Zeiten, in denen man die Wählscheibe betätigen musste. Die neue Zeit war angebrochen. Elektronik hieß das Zauberwort. Eine kleine Fläche ermöglichte sie. Heute hat man für die Anfänge dieser Technik nur noch ein müdes Lächeln übrig.
Vor allem für Kinder und Behinderte wurde das Telefonieren praktisch. Waren „Weltmünzer“ doch in einer bequemen Höhe angebracht. Jetzt konnten Fünf-Mark-Stücke eingeworfen werden, bei den alten Telefonen mit Wählscheibe höchstens eine Mark.
Bundesweit noch 20 000 öffentliche Telefone
Längst sind die früheren Wahrzeichen der Post in den Städten aus dem öffentlichen Leben verschwunden: Die gelben Münzfernsprecher, von denen man jederzeit jeden anrufen konnte. Mittlerweile sind zurzeit nur noch knapp 20 000 öffentliche Telefone in Betrieb. In Hattingen stehen noch zwölf öffentliche Telefone – davon acht in der Innenstadt, drei in Winz-Baak und eins in Blankenstein.
„Grundsätzlich passen wir unseren Bestand an Telefonzellen fortlaufend dem Bedarf bei den Bürgern an. Der Unterhalt einer Telefonzelle kostet Geld, etwa für Strom, Standortmiete, Wartung oder Beseitigung von Schäden durch Vandalismus. Allein Vandalismus schlägt mit einer Million Euro jährlich zu Buche“, erklärt die Pressesprecherin der Telekom Group Services, Stefanie Halle.
Weniger als 50 Euro sind ein Abbaugrund
Wegen der hohen Kosten sei mit der Bundesvereinigung der kommunalen Spitzenverbände vereinbart worden, dass die Telekom Städte und Gemeinden wegen des Abbaus von Fernsprechern ansprechen darf, wenn auf deren Gebiet extrem unwirtschaftliche öffentliche Fernsprecher mit einem Umsatz von weniger als 50 Euro pro Monat stehen. „Der Umsatz ist ein klares Indiz dafür, dass der Wunsch nach einer Grundversorgung durch die Bevölkerung an dieser Stelle offensichtlich nicht mehr besteht“, sagt die Pressesprecherin.
In der Regel würden die Kommunen zustimmen. Sollte es in Ausnahmefällen zu keinem Konsens kommen, würde das vorhandene öffentliche Telefon gegen ein deutlich günstigeres „Basistelefon“ ausgetauscht. Dabei handelt es sich um einen Metallpfosten, an dem ein Telefon angebracht ist. Dort kann man allerdings – der Notruf ist ausgenommen – nur noch mit einer Telefonkarte telefonieren. Münzen sind nicht mehr zu finden.
Der Kunde als Entscheidungsinstanz
Stefanie Halle: „Folglich ist der Kunde die wesentliche Entscheidungsinstanz hinsichtlich des Angebotes an öffentlichen Telefonen.“ Und noch etwas gibt die Telekom-Sprecherin zu bedenken: „Wären die Kommunen für den Unterhalt und Betrieb von öffentlichen Telefonen zuständig, hätten die allermeisten sie längst flächendeckend abgeschafft, weil die meisten Standorte kaum noch rentabel zu betreiben sind.“ Bleiben würden öffentliche Telefone, wo es wirtschaftlich sei: an Bahnhöfen, Flughäfen und Messegeländen.