Hattingen. . Die evangelische Gemeinde Winz-Baak hat die Idee eines interreligiösen Friedenszeichens umgesetzt. Das Stein-Mal steht unter der Ruhrbrücke.

  • Das kegelförmige Stein-Mal in Hattingen ist inzwischen schon 1,50 Meter hoch
  • Es soll noch größer werden, darum können weitere Steine gebracht werden
  • Steine zeigen, dass alle eine Sehnsucht eint: ein Leben in Frieden

Etwa 1,50 Meter ist das kreisrunde, spitz zulaufende Zeichen des Friedens mittlerweile hoch, das mit einem Gottesdienst eingeweiht wurde. Menschen, egal welcher Glaubensrichtung konnten in den vergangenen Wochen auf handtellergroße Quader mit wasserfesten Stiften ihre Wünsche und Gebete verewigen.

Muslime, Juden, Hindus, Christen, Atheisten, Buddhisten und Bahá’í schrieben einzelne Worte, Gebete, Zitate und Bibelstellen auf die Steine. Mit Worten wie „Glück“, „Frieden“, „Zufriedenheit“, „bitte hilf den Krebs besiegen“ sind einige Steine beschriftet. Aber auch Zitate des zum Christentum konvertierten Juden Heinrich Heine können Besucher lesen oder Andenken an Verstorbene und Worte in verschlungener, fremder Schrift.

Sehnsucht aller Menschen sind nach Leben in Frieden

Die Wünsche und Gebete offenbaren, dass Menschen, egal welchen Glaubens, die gleiche Sehnsucht haben, nämlich ein Leben in Frieden zu leben. So sieht es auch Initiator Bodo Steinhauer: „Wie wir uns gebärden und beten, ist durch den Kulturraum, in dem wir leben, geprägt. Aber das Sehnen der Menschen verbindet uns alle miteinander.“

© Michael Korte

Deshalb ist es ein Schwerpunkt seiner Gemeindearbeit, die interreligiöse und interkulturelle Öffnung zu fördern. So stieß die Idee des Stein-Mals im interreligiösen Gesprächskreis auf Zustimmung. Auch Menschen, die keine Verbindung zum Glauben haben, sollten die Chance bekommen, einen Stein zu beschriften. Deshalb lagen in der Stadtbibliothek Steine und Stifte aus.

Auseinandersetzung mit Glauben ist das Ziel

Der Pastor der evangelischen Gemeinde in Winz-Baak findet, dass die Reformationswoche der perfekte Rahmen für die Einweihung des religionsübergreifenden Stein-Mals ist. Luther strebte mit seiner Übersetzung der Bibel an, dass die Menschen sich vom Herrschaftsstreben der Kirche emanzipieren lernen. Menschen, die die Steine beschriften oder sich das Stein-Mal anschauen, sollen animiert werden, sich mit dem eigenen Verhältnis zu Glauben und Gott auseinanderzusetzen. Die Steine sollen ein Zeichen für die Stadt sein, die für den Frieden und Versöhnung steht. „Gerade in einer Zeit, wo sich Menschen auseinanderdividieren“, solle solch ein Stein-Mal die Menschen erinnern, dass wir „die Zukunft nur gemeinsam begehen können“. So stand der Ort, wo die einzelnen Steinquader zu einem Monument verschmelzen sollten, schnell fest. „Die Brücke symbolisiert die Verbindung zwischen den Menschen und Glaubensrichtungen“, erklärt Steinhauer. Dass mit der Ruhrbrücke zugleich auch eine regionale Identifizierung möglich ist, mache den jetzige Standort zur perfekten Wahl.

Das Stein-Mal kann auch Hochwasser standhalten

Viele engagierte Helfer haben bisher 300 Steine verbaut und mit Zement zu einem Stein-Mal geformt, das auch Hochwasser standhält. Steinhauer wünscht sich, dass das Stein-Mal von den Bürgern adaptiert wird und jeder, der möchte, seinen persönlichen Wunsch-Stein oder Gebets-Stein dazulegt. „Der Ort soll einladen zum Wünschen und Beten. Nur zerstört werden, soll es nicht“, bittet Steinhauer eindringlich um den Erhalt des Stein-Mals.