Norbert Lammert fordert die Überwindung der Kirchenspaltung
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Hattingen. . Bundestagspräsident appelliert in den ökumenischen Dorfgesprächen im Wennischen Dom an die Verantwortung eines jeden Einzelnen für die Ökumene.
Lammerts Glaubens- und Kirchenverständnis lässt sich nicht auf Ämter reduzieren
Bundestagspräsident will eine gemeinsame Abendmahlsfeier
Nikolaus Groß bezeichnet er als noch nicht richtig wahrgenommene Gestalt
„Ihr sollt eins sein, so heißt die unmissverständliche Aufforderung von Jesus Christus an seine Jünger. Wir sind nicht eins. Können wir nicht? Oder wollen wir nicht“, fragte der noch wenige Tage amtierende Bundestagspräsident Norbert Lammert bei den Ökumenischen Dorfgesprächen im Mauritius-Dom in Niederwenigern.
Vehement fordert er vor dem Publikum – sogar zusätzliche Stühle mussten aufgestellt werden, so voll war der Dom – die Ökumene ein und zur Überwindung der Spaltung auf. „Jeder Einzelne hat eine unmittelbare Verantwortung, die wir nicht abtreten können.“ Sein Glaubens- und Kirchenverständnis lasse sich nicht auf Ämter reduzieren.
„Es werde Licht. Und es ward Licht.“
Er steht vor blauem Licht, bedauert, die Zuhörer im dunklen Saal nicht sehen zu können – worauf das Licht angeht. „So ähnlich muss es in der Schöpfungsgeschichte gewesen sein. Es werde Licht. Und es ward Licht.“ Pfarrer Ludwig Nelles bemerkt in seiner Begrüßung, er habe sein Abitur am selben Bochumer Gymnasium wie Lammert abgelegt.
Pastor Mirco Quint betont, dass es keine Umkehr auf dem Weg zur Ökumene gebe. Der Bundestagspräsident zeigt vom Begriff Toleranz, „den Luther erstmals in die deutsche Sprache brachte“, her auf, wie Intoleranz die Kirchengeschichte prägte.
Lammert nennt Zuhörer Brüder und Schwestern
Lammert macht seinen „Brüdern und Schwestern“ drastisch deutlich, dass es bei ihm „aussetzt“, wenn beide Kirchen beteuern, keine Glaubenshindernisse mehr zu haben – „aber es doch nicht schaffen, das in einer gemeinsamen Abendmahlsfeier sichtbar werden zu lassen“.
Und ärgert sich über die Bezeichnung versöhnte Verschiedenheit, die „höchstens im Verhältnis der Weltreligionen zueinander ein Fortschritt wäre“. Er mahnt, die Abkehr vieler von der Institution Kirche nicht gleichzusetzen mit Glaubensverlust. „Das ist die billigste Erklärung.“
Wieder und wieder applaudiert das Publikum
Wieder und wieder bekommt Lammert Applaus, der zur Begrüßung plaudernd erzählt hatte, dass er vor vier Jahren einen Termin in Niederwenigern wegen der Koalitionsverhandlungen hätte absagen müssen. „Sie sind jetzt die ersten Nutznießer meines Abschiedes. Ich habe nicht mal Entzugserscheinungen.“ Nikolaus Groß bezeichnet er als noch nicht richtig wahrgenommene Gestalt aus der dunkelsten Zeit der deutschen Geschichte.
Lammerts Angst vor dem Reformationsjubiläum war: „Nach dem Jubiläum bleibt alles so wie es ist.“ Nun stellt er fest, dass es etwas besser ist als er vor zehn Jahren, zu Beginn der Luther-Dekade, vermutet hatte. „Aber es ist nicht annähernd so gut, wie ich es erhofft hatte.“
Warum Norbert Lammert in der Kirche bleibt
Warum er in der Kirche bleibe? „Warum eigentlich nicht? Ich bleibe in der Familie, in die ich hineingeboren bin, in der Stadt, der Partei, ich bin sogar noch Mitglied beim VfL Bochum. Ich wüsste keinen überzeugenden Grund, warum ich aus der Institution rausgehen sollte, nur weil ich mit manchem Probleme habe.“
Von Moderator Peter Neysters gefragt, was er mit seiner Freizeit anfange, erwidert der „protestantisch veranlagte Katholik“ verschmitzt, deutsche Bischöfe freuten sich kaum, wenn er demnächst in Kirchen noch mehr Ökumene predige.
Ökumenische Dorfgespräche gehen weiter
„Die ökumenischen Dorfgespräche gehen weiter“, kündigt Pastor Mirco Quint die Planungen für das nächste halbe Jahr an, „wenn sich auch personell etwas ändert“, sagt er mit Hinblick auf seine anstehende Versetzung.
Bundestagspräsident fordert im Dom Einheit der Kirche
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