Schwangere müssen sich schon in der sechsten Schwangerschaftswoche um eine Begleitung vor und nach der Geburt kümmern. Eine Hebamme berichtet.

  • Für Meike Dörnemann ist Hebamme ein Traumberuf – auch wenn er viel Negatives birgt
  • Vor- und Nachsorge. Geburten betreut sie nicht, weil die Versicherungen so teuer sind
  • Leitender Arzt der Geburtshilfe in den Augusta Kliniken klagt über einen Mangel an Hebammen

„Insgesamt gibt es viel zu wenige Hebammen, das ist ein allgemeines Problem“, sagt Benedikt Gottschlich, leitender Arzt der Geburtshilfe in den Augusta Kliniken. Hebamme Meike Dörnemann weiß: „Viele Frauen melden sich schon in der sechsten Schwangerschaftswoche bei uns, damit sie eine Hebamme haben.“ Grund für den Mangel an Hebammen ist unter anderem die horrend gestiegene Versicherungsprämie.

Nur noch sehr wenige Hebammen seien in der Geburtshilfe tätig, das bereite auch den Kliniken große Probleme, berichtet Gottschlich. „Dabei sind Hebammen extrem wichtig. Sie sind die ersten Ansprechpartnerinnen für die Frauen. Eine Hebamme, die zwischen drei Kreißsälen hin- und herspringen muss, ist nicht gerade ideal.“

Für Meike Dörnemann (33) ist Hebamme ein Traumberuf geblieben, auch wenn sich sehr viel zum Negativen verändert habe. arbeitet die junge Hebamme in der Hebammenpraxis Luna. Sie ist – wie die anderen auch – in der Vor- und Nachsorge tätig. Die Geburten selbst betreut sie nicht.

Das hat viele Gründe. Einer ist die Versicherungsprämie. „Viele Hebammen sind selbstständig und arbeiten nicht Vollzeit, weil sie selbst Kinder haben. Wenn man die Ausgaben gegen die Einnahmen rechnet, wird es schon eng mit dem Verdienst“, sagt die 33-Jährige.

Geburtsabteilungen müssen schließen

Die Zahl der Hebammen habe wohl nicht abgenommen. Aber auch, weil viele nicht Vollzeit arbeiteten, habe sich die Verfügbarkeit deutlich reduziert. Die Zahl der Überstunden der in Kliniken arbeitenden Hebammen werde größer. Werden sie abgebaut, reiße es eine Lücke anderswo – ein Teufelskreis.

Es komme mittlerweile immer wieder vor, dass Kliniken die Geburtsabteilung schließen müssen, weil sie nicht genügend Personal haben, sagt Hebamme Meike Dörnemann. Außerdem habe die Schließung ganzer geburtshilflicher Abteilung von Kliniken, so wie Ende 2007 in Hattingen, immer noch nicht aufgehört

Wirtschaftlichkeit ab 800 Geburten

Dass in Hattingen irgendwann wieder eine geburtshilfliche Station eröffnet wird, davon geht Gottschlich nicht aus. „Wirtschaftlich wird es ab 800 bis 1000 Geburten pro Jahr. Da kommt Hattingen nicht annähernd heran.“

Meike Dörnemann hat sich trotz der Entwicklung nicht von ihrem Weg abbringen lassen. Geprägt wurde sie von den Eltern, die beide im Evangelischen Krankenhaus arbeiteten. Nach dem Abitur machte sie eine dreijährige Ausbildung zur Hebamme. Außerdem ist sie Dozentin an der Hebammenschule in Bochum. Sie hofft, dass sich die derzeitige Entwicklung wieder ändert.